von Sven Geitmann | Dez. 19, 2024 | 2024, Europa, Kongresse, Messen, News, Politik
Vier Tage energiepolitisches Miteinander in Brüssel – zum dritten Mal fand 2024 vom 18. bis zum 21. November die European Hydrogen Week in Belgien statt. Organisiert von Hydrogen Europe, dem europäischen Wasserstoffverband, präsentierten sich insgesamt 220 Aussteller und, während der Konferenz, zahlreiche Akteure mit ihren Vorhaben und Anliegen in den zwei Messehallen.
Anders als bei anderen H2-Events in Hamburg, Rotterdam oder Hannover geht es in der europäischen Hauptstadt insbesondere um energiepolitische Fragen. So gab es auf der Messe relativ wenige Ausstellungsobjekte zu sehen, kaum Komponenten oder Produkte, dafür aber einige vergleichsweise große Stände – zumindest für H2-Branchenverhältnisse –, auf denen ausreichend Platz zum Networken sowie für konzeptionelle Gespräche war.
Auf der Konferenz, die mit in der Ausstellungshalle integriert war, ging es unter anderem um politische Forderungen, regionale Vorzeigevorhaben und internationale Kooperationen. Die mehr als 200 Rednerinnen und Redner präsentierten Vorschläge und debattierten in 25 Panelsessions über erforderliche H2-Untergrundspeicher, über eine bessere Verknüpfung des H2-Sektors mit dem Energiesektor, über die erforderliche Deregulierung sowie bessere Rahmenbedingungen zum Fällen finaler Investitionsentscheidungen.
Hydrogen Europe unterzeichnete unter anderem Zusammenarbeitsvereinbarungen sowohl mit H2 Chile als auch mit Green Hydrogen Association (GH2) aus Indien, um den branchenübergreifenden und öffentlich-privaten Austausch zwischen der Europäischen Union und diesen beiden Ländern zu erleichtern.
2025 findet diese Veranstaltung bereits vom 29. September bis zum 3. Oktober statt.
von Jörg Weber | Dez. 19, 2024 | 2024, Aktien, Deutschland, Entwicklung, Markt, Meldungen, News, Politik, Wasserstoffwirtschaft
Aktienanalyse von Jörg Weber, ECOreporter
Die große Euphorie den Wasserstoff betreffend scheint vorerst vorbei: Für die meisten H2-Aktien geht es seit längerem abwärts. Was paradox erscheint, denn der Klimawandel beschleunigt sich, die Zeit ihn zu bremsen verrinnt. Umso notwendiger wäre eine konsequente Energiewende, und dazu gehört nun einmal die Wasserstoffbranche. Doch derzeit läuft in der Energiepolitik vieles mit angezogener Handbremse, wenn es um erneuerbare Energien geht. Währenddessen sichern die Unternehmen, die ihr Geld mit fossilen Energien verdienen, ihre Pfründe.
Umweltfreundlich hergestellter Wasserstoff hat nach wie vor ein enormes Potenzial, wenn es darum geht, Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten. Emissionsarmes Stahlkochen ist damit ebenso möglich wie die Herstellung von Düngemitteln oder die Dekarbonisierung des Verkehrs. Letzteres gilt zwar weniger für Pkw, aber dafür umso mehr für den Bereich Schwerlasttransport, also für Lkw, Züge und Schiffe. Doch überall hakt es. Auch beim Stahlproduzenten Thyssenkrupp, der groß wirbt: „Wir kochen auch nur mit Wasserstoff.“ Derzeit kocht im Ruhrgebiet aber immer weniger Stahl, Thyssenkrupp steht vor einer enormen Kündigungswelle. Das wird auch die Bemühungen um grünen, mithilfe von Wasserstoff hergestellten Stahl abbremsen.
Es bleibt spannend
Die politischen Wasserstoffziele sind – noch – engagiert, die entsprechenden Budgets groß: Die Bundesregierung will mit ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie 9 Mrd. Euro investieren, Deutschland soll die weltweite Nummer eins in der Wasserstoffbranche werden. Auch die EU und die USA planen Milliardeninvestitionen in grünen Wasserstoff. Doch ob die Pläne realisiert werden, ist ungewiss, denn Regierungswechsel und Veränderungen in der gesamten politischen Landschaft können zum Umschwenken führen. Donald Trump plant riesige Steuererleichterungen für Unternehmen, in Deutschland wird seit Monaten über den Haushalt diskutiert – beides kann dazu führen, dass Anschubfinanzierungen für grüne Wasserstoffindustrien gekürzt werden.
Die Euphorie in Bezug auf den möglichen Energieträger der Zukunft hat sich in den letzten Jahren stark abgekühlt. Wachstumswerte, zu denen H2-Aktien gehören, haben es in turbulenten Zeiten wie diesen ohnehin schwer, weil sie schwieriger und zu schlechteren Konditionen an Kredite kommen – gerade Profi-Investoren suchen dann oft etablierte und vermeintlich sicherere Werte. Zumal die echte H2-Revolution auf sich warten lässt; die Nachfrage schwach bleibt und die meisten Unternehmen schwankende Zahlen präsentieren. Die Folge: Manche Aktien haben seit der großen Wasserstoffbegeisterung im Jahr 2021 mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.
Anlegerinnen und Anleger denken oft, sie könnten bei einer Technologie, die so kurz vor dem Durchbruch zu stehen scheint, nur einen Fehler machen: nicht auf den Zug aufzuspringen. In der Vergangenheit hat sich aber häufig gezeigt, dass es gerade bei Zukunftstechnologien auf die Auswahl der richtigen Papiere ankommt. Seriös lässt sich für den Wasserstoffmarkt nicht prognostizieren, welche Unternehmen letztlich zu den Gewinnern zählen werden. Aktien von Unternehmen, die ausschließlich in der Wasserstoffwirtschaft aktiv sind, sind oft eher eine Wette als ein strategisches Investment. Eine Ausnahme in der Branche bilden Firmen, die zwar auch, aber nicht nur auf Wasserstoff setzen. Dafür gibt es etablierte und profitabel arbeitende Beispiele. Zwei davon sind hier als erste vorgestellt: Linde und Air Liquide.
Linde
Der weltgrößte Industriegasekonzern Linde hat auch 2024 gute Geschäfte gemacht. An der Börse geht es für den internationalen Konzern seit Jahren meist aufwärts. Im dritten Quartal 2024 steigerte Linde seinen Umsatz zum Vorjahr um zwei Prozent auf 8,4 Mrd. US-$. Der Nettogewinn blieb stabil bei knapp 1,6 Mrd. Dollar. Einen höheren Gewinn verhinderten die aktuellen Sparmaßnahmen des Konzerns, die im letzten Quartal zusammen mit anderen Sonderausgaben einmalige Kosten verursachten. „Wie erwartet hat sich die schwache wirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal fortgesetzt, vor allem in den industriellen Endmärkten“, sagte Linde-Chef Sanjiv Lamba. „Derzeit rechnen wir nicht mit einer kurzfristigen Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds. Wir haben jedoch Maßnahmen ergriffen, um den wirtschaftlichen Gegenwind abzumildern.“
Für das Gesamtjahr 2024 hat Linde seine Prognose leicht gesenkt: Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll jetzt bei 15,40 bis 15,50 US-$ liegen und damit acht bis neun Prozent über dem Vorjahreswert. Die Linde-Aktie kann unverändert als attraktives Investment gelten. Der Konzern verfügt über eine hervorragende Marktposition, ist sehr gut finanziert und erzielt auch in Flautephasen robuste Gewinne. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis von 32 für 2024 ist allerdings weiterhin hoch, für 2025 fällt es mit 28 nur unwesentlich moderater aus. Anlegerinnen und Anleger, die aktuell einen Einstieg planen, werden möglicherweise einen langen Atem brauchen. Defensive Investoren sollten für einen Kauf auf Kursrücksetzer warten.
Linde ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie und den eigenen Angaben zufolge der weltweit größte Wasserstoffhersteller. Dieses Segment baut Linde kontinuierlich weiter aus. Der Konzern hat auf mehreren Kontinenten nachhaltige Wasserstoffprojekte initiiert. Anfang 2024 kündigte Linde etwa ein Projekt im niederländischen Eemshaven in Kooperation mit dem norwegischen Erdgaskonzern Equinor an. Die Quartalsdividende wird Linde um neun Prozent auf 1,39 US-$ (1,29 Euro) pro Aktie anheben. Die Ausschüttung steigt damit das 31. Jahr in Folge.
Air Liquide
Der französische Linde-Konkurrent Air Liquide ist ebenfalls an zahlreichen Projekten im Bereich grüner Wasserstoff beteiligt, etwa in seinem Heimatland oder im chinesischen Shanghai. Anfang 2024 kündigte Air Liquide ein Joint Venture mit dem Ölkonzern Total an, das in den nächsten zehn Jahren mehr als 100 Wasserstofftankstellen in Europa errichten soll. Bereits 2024 sollen rund 20 Stationen in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Deutschland in Betrieb genommen werden.
Der Kurs der Air-Liquide-Aktie hat sich in den letzten fünf Jahren gut entwickelt. Ein Hoch erreichte die Aktie im Mai 2024 mit fast 180 Euro, bis Ende November sank sie auf unter 160 Euro. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024 liegt bei 27. Air Liquide ist robust aufgestellt, ECOreporter schätzt die Nachhaltigkeitsziele von Linde allerdings als ambitionierter ein. Nach einer Bewertung der renommierten und unabhängigen Science Based Targets initiative (SBTi) sind die Nachhaltigkeitsziele sowohl von Linde als auch von Air Liquide mit dem Ziel einer Erderwärmung um maximal 1,5 Grad vereinbar.
Bloom Energy – Trotz Risiken interessant
Die Aktie des US-Konzerns Bloom Energy schoss von Oktober bis Ende November 2024 von unter 10 auf über 26 Euro hoch. Der Grund: Das Unternehmen konnte sich den bislang weltweit größten Auftrag für Festoxid-Brennstoffzellen sichern. Der Energieversorger American Electric Power (AEP) hat bis zu 1 Gigawatt (GW) an Brennstoffzellen bestellt. Sie sollen Rechenzentren für künstliche Intelligenz (KI) mit Strom versorgen. Im ersten Schritt umfasst die Vereinbarung laut Bloom Energy eine Bestellung von 100 Megawatt (MW), weitere Lieferungen sind ab 2025 geplant. Die Brennstoffzellen sollen direkt an den Standorten der Kunden installiert werden und Strom mit um ein Drittel geringeren CO2-Emissionen im Vergleich zur aktuellen Versorgung liefern.
Die Festoxid-Brennstoffzellen von Bloom Energy können laut dem Unternehmen zu 100 Prozent mit Wasserstoff oder einem beliebigen Gemisch aus Wasserstoff und Erdgas betrieben werden. Zu Kraftwerken zusammengeschaltet könne die Technologie ganze Gebäudekomplexe mit Strom versorgen. Festoxid-Brennstoffzellen sind also nicht zwingend eine saubere Lösung – das sind sie erst, wenn sie mit grünem Wasserstoff betankt werden. Bloom Energy selbst betont, dass die Klimabilanz schon beim Betrieb mit Erdgas deutlich besser sei als bei herkömmlichen fossilen Kraftwerken.
Analysten reagierten begeistert auf die Neuigkeit. Experten der US-Investmentbank Piper Sandler bezeichneten das Geschäft als „bahnbrechend“ für Bloom Energy. Der Auftrag könnte für den Konzern einen Umsatz von bis zu 3 Mrd. US-$ generieren und ihm gleichzeitig die Türen für weitere Kooperationen mit anderen Energieversorgern öffnen. Vor allem aber beweise der Auftrag, dass Bloom Energy tatsächlich fähig sei, mit seiner Technologie große Rechenzentren zu versorgen.
Bloom Energy ist im H2-Sektor eines der interessanteren Unternehmen. Während Firmen wie Ballard Power, Plug Power oder Nel ihre vollmundigen Versprechen bislang nicht halten können, immer größere Verluste einfahren und bei Großaufträgen oft außen vor bleiben, wächst Bloom und kommt offenbar auch für große Projekte infrage. In diesem Jahr will der Konzern operativ schwarze Zahlen schreiben. 2025 soll erstmals ein Nettogewinn erzielt werden.
Vorsichtige Anlegerinnen und Anleger sollten jedoch abwarten, wie sich die weitere Geschäftsentwicklung bei Bloom gestaltet und ob tatsächlich in absehbarer Zeit schwarze Zahlen erreicht werden. Der Kursanstieg von Bloom Energy dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Auftrag das Thema künstliche Intelligenz berührt.
Bloom Energy baut seit 2022 auch Wasserstoffgeneratoren (Elektrolyseure). Der Konzern machte 2022 erstmals einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. US-$, 2023 waren es 1,3 Mrd. Dollar. Im Geschäftsjahr 2024 könnte Bloom erstmals die Gewinnzone erreichen.
Enapter – Riskant
Schlechter sieht es für das Hamburger Wasserstoffunternehmen Enapter aus: Es erwartet für 2024 weniger Umsatz als zunächst erhofft. Wesentliche Einnahmen sollen sich ins nächste Jahr verschieben. Allerdings gibt sich Enapter bei den mittelfristigen Aussichten optimistisch. Enapter ist klein: Für das laufende Geschäftsjahr dürfte der Umsatz bei 22 bis 24 Mio. Euro liegen. Zuvor hatte das Unternehmen mit 34 Mio. Euro gerechnet. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) prognostiziert das Management unverändert ein Minus von 7 bis 8 Mio. Euro. Der Prognose liegt laut Enapter ein Auftragsbestand von derzeit rund 50 Mio. Euro zugrunde. Aufgrund von Verzögerungen in der Produktion von 1-MW-Elektrolyseuren sowie Verschiebungen von Kundenprojekten erwartet Enapter, dass „wesentliche Teile der Umsätze“ erst 2025 realisiert werden.

Die Halle in Saerbeck steht, wurde aber von Enapter nie bezogen (Foto von Nov. 2022), Quelle: Enapter
Enapter hat 2024 seine Strategie geändert. Ursprünglich wollte das Unternehmen eine Massenfertigung im nordrhein-westfälischen Saerbeck bei Münster aufbauen. Die Pläne für das Forschungs- und Produktionszentrum Enapter Campus wurden Anfang Juni 2024 aber aufgegeben. Der Konzern konzentriert sich künftig auf die Herstellung sogenannter Stacks, der Herzstücke eines Elektrolyseurs. Die vollständigen Elektrolyseure mit dem Markennamen Enapter werden nun im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens von der Firma Wolong in China gebaut.
Außerdem will Enapter seine Stacks auch anderen Kunden anbieten. Ende Oktober 2024 erhielt das Unternehmen einen ersten Auftrag des niederländischen Energiekonzerns Adsensys, der Elektrolyseure mit Enapter-Technologie bauen will. Adsensys erwirbt auch eine Software-Lizenz von Enapter. Man sei „sehr zuversichtlich, dass in 2025 weitere Core-Partnerschaften abgeschlossen und umfangreiche Großaufträge in Asien, Europa und den USA realisiert werden können“, so Enapter-Chef Dr. Jürgen Laakmann, der Nachfolger von Firmengründer Sebastian-Justus Schmidt.
Die Aussichten der Enapter-Aktie sind kaum einzuschätzen. Die Aktie war immer schon eine Wette – nach Einschätzung von ECOreporter ist sie aber nach der Absage des Campus deutlich unattraktiver geworden. Enapter gibt zu, dass es derzeit nicht genug Nachfrage gibt, um eine Massenfertigung für seine Elektrolyseure aufzubauen. Zudem steckt das Unternehmen weiterhin tief in den roten Zahlen. Daher ist hier zunächst von einem Einstieg abzuraten.
SFC Energy – Klein und recht solide
Der Brennstoffzellenhersteller SFC Energy aus Brunnthal bei München hat in den ersten drei Quartalen 2024 Umsatz und Margen steigern können. Das Unternehmen sieht sich strategisch sehr gut aufgestellt und hebt seine Ergebnisprognose leicht an. SFC Energy erzielte von Januar bis September einen Umsatz von 105 Mio. Euro, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von rund 20 Prozent. Dabei profitierte das Unternehmen nach eigenen Angaben besonders von der starken Nachfrage nach Brennstoffzellen für industrielle Anwendungen und einem deutlichen Ausbau des Projektgeschäfts.
Am stärksten legten die Geschäfte in Asien zu, wo der Umsatz um knapp 70 Prozent wuchs. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte im Jahresvergleich um 60 Prozent auf 7,2 Mio. Euro. Der Nettogewinn legte in den ersten drei Quartalen um fast 35 Prozent auf 8,7 Mio. Euro zu. Im dritten Quartal sank der Gewinn allerdings um 27 Prozent auf 2,3 Mio. Euro.
SFC Energy hat seine bislang größte Fabrik in Rumänien eröffnet sowie Geschäfte von Ballard Power erworben und damit entscheidende Weichen für weiteres Wachstum gestellt.
Dennoch: Die schlechte Ergebnisentwicklung im dritten Quartal stimmt bedenklich. Aber immerhin, SFC Energy hat mit seiner Technologie erfolgreich eine Nische besetzt. Die Brennstoffzellen werden vor allem zur stationären Stromversorgung genutzt – entweder wenn kein Zugang zum Stromnetz besteht oder als Ersatz für Diesel-Notstromaggregate. SFC gelingt damit, wovon etliche andere Wasserstoffunternehmen weit entfernt sind: Das Unternehmen erzielt Gewinne.
Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis der SFC-Energy-Aktie ist mit 27 für 2024 weiterhin hoch, 2025 könnte es dank der Aussicht auf weiter steigende Gewinne bei moderaten 18 liegen. Und das wäre dann für eine Wachstumsbranche schon ein erstaunlich seriös-niedriger Wert. Trotz der geschäftlichen Erfolge hat allerdings auch die SFC-Energy-Aktie in den letzten drei Jahren unter der Korrektur am Wasserstoffmarkt gelitten, der Kurs schwankt seit 2021 stark. Die Aktie ist nur für Anlegerinnen und Anleger mit erhöhtem Risikobewusstsein eine Option. Für defensive Investoren eignet sie sich nicht.

In der neuen Zentrale des internationalen Anbieters von Elektrolysetechnologie Thyssenkrupp Nucera in Dortmund entstehen 560 neue Arbeitsplätze, Quelle: Thyssenkrupp Nucera
Thyssenkrupp Nucera im Sinkflug
Der Dortmunder Wasserstoffkonzern Thyssenkrupp Nucera ist im Vergleich zu SFC Energy ein Riese: Allein im dritten Quartal seines Geschäftsjahres 2023/2024 (April bis Juni) hat er über eine Viertelmilliarde Euro Umsatz erzielt – mehr als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank im Vergleich zum Vorjahr hingegen von 7 auf nur noch 1 Mio. Euro. Insgesamt dürfte der Jahresumsatz bei 800 bis 900 Mio. Euro liegen. Davon sollen 500 bis 550 Mio. Euro mit der alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) erwirtschaftet werden. Das EBIT wird laut Konzern voraussichtlich „im negativen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ liegen.
Das Unternehmen leidet unter Verzögerungen neuer Projekte auf Kundenseite. Seit ihrem Börsenstart im Juli 2023 hat die Aktie deutlich an Wert verloren, der Kursverlauf zeigt im Schnitt kräftig nach unten. Nucera bleibt daher ein hochriskantes Investment. Nachhaltigen Anlegerinnen und Anlegern kann außerdem die Beteiligung des Konzerns am NEOM-Projekt in Saudi-Arabien Bauchschmerzen bereiten. Hierbei handelt es sich um eine futuristische Stadt, die in der Wüste im Nordwesten Saudi-Arabiens entsteht und international oft in der Kritik steht.
Fazit
H2-Aktien bleiben spekulative Investments. Verlässliche Einstiegschancen bieten vor allem die Gasekonzerne Linde und Air Liquide, deren Geschäft nicht von Wasserstoff abhängig ist. Bei den spekulativen Werten kommen Bloom Energy und SFC Energy geschäftlich deutlich voran – SFC schreibt bereits schwarze Zahlen, Bloom Energy könnte dies im aktuellen Geschäftsjahr schaffen. Die Risiken bleiben hier trotzdem hoch.
Die Aktien von Thyssenkrupp Nucera und Enapter sollte man im Auge behalten. Aktuell allerdings sind diese Papiere noch eher Wetten als Investments. Ehemalige Branchenlieblinge wie Plug Power, Ballard Power oder Nel haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen können, deutliche Kurseinbrüche waren die Folge. Hier scheint auch eine Wette aktuell wenig attraktiv.
Selbst sehr risikobereite Anlegerinnen und Anleger sollten, wenn sie eine Wette auf Wasserstoff eingehen wollen, eher einen Wasserstoff-Fonds oder -ETF ins Auge fassen, um ihr Investment zumindest etwas zu streuen. Und für alle H2-Werte außer Linde und Air Liquide gilt: Setzen Sie im H2-Markt grundsätzlich nur Geld ein, auf das Sie vollständig verzichten können. Unerwartetes kann jederzeit kommen – und Verluste muss man verkraften können, wenn man hier investiert.
Autor dieses Beitrags ist Jörg Weber, Gründer und Chefredakteur von ECOreporter.de. Die Internet-Publikation berichtet seit 25 Jahren ausschließlich über nachhaltige Geldanlagen. ECOreporter finanziert sich durch Abonnements der Lesenden und ist daher unabhängig von Werbeeinnahmen u. Ä. ECOreporter testet nachhaltige Fonds, ETFs, Banken, Anleihen, Genussrechte und anderes und analysiert nachhaltige Aktien. Konkrete Ratschläge und Warnungen zeigen den Lesenden, wo sie ihr Geld sinnvoll investieren können.
Jeder Anleger sollte sich bei der Investition in Aktien immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bewusst sein und auch an eine sinnvolle Risikostreuung denken. Diese Analyse stellt keine Kaufempfehlung dar.
Autor: Jörg Weber, ECOreporter
von Eva Augsten | Dez. 18, 2024 | 2024, Markt, Meldungen, Netze, News, Politik, Wasserstoffwirtschaft
Gasnetzbetreiber rechnen weiterhin mit politischer Unterstützung
Im Oktober 2024 hat die Bundesnetzagentur die Pläne für das Wasserstoff-Kernnetz genehmigt. Durch manche Abschnitte soll schon 2025 Wasserstoff fließen. Trotz trubeliger Zeiten bleiben die Netzbetreiber zuversichtlich in Bezug auf die neue Infrastruktur.
Planungssicherheit für die Betreiber von Speichern und Netzen sowie für die Wasserstoffnutzer sollte die Genehmigung des H2-Kernnetzes schaffen. Das erklärte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck am 22. Oktober 2024.
Nur 15 Tage später platzte die Ampel-Koalition. Das Wort „Planungssicherheit“ schien wie ein schlechter Witz. Mittlerweile sortieren sich einige Dinge, sogar einige wichtige Gesetzesnovellen könnten es noch durch den Bundestag schaffen.
Keine Zeit für Sorgen
Die angehenden Betreiber des H2-Kernnetzes zeigen sich von dem Trubel weitgehend unbeeindruckt. Sie sind optimistisch, weiterhin politische Unterstützung zu erhalten. Das hängt teilweise sicher damit zusammen, dass der fortgeschrittene Projektstatus keine Zeit zum Zweifeln mehr lässt. Schon 2025 sollen erste Wasserstoffleitungen in Betrieb gehen. Und umgekehrt erhöht jeder Meter gebaute Wasserstoffleitung den Druck auf die Politik zum Weitermachen.
Zudem zeigte unter anderem die Anhörung zum Wasserstoffbeschleunigungsgesetz, dass nahezu alle Parteien hinter dem Rohstoff Wasserstoff stehen – von der AfD abgesehen. „Die gegenwärtige politische Lage hat auf diese Entscheidungen keinen Einfluss“, sagt Sebastian Luther aus der Unternehmenskommunikation der Ontras Gastransport, die bereits am Umbau einer Leitungsstrecke arbeitet. „Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Lage für das Wasserstoff-Kernnetz bei einem Regierungswechsel verschlechtert. Vielleicht wird es mit einer CDU-geführten Regierung sogar besser“, sagt ein Mitarbeiter einer anderen Netzgesellschaft. Womöglich würden dann sogar die Pipeline-Verhandlungen mit Norwegen wieder aufgenommen, hofft er.
Und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fasst zusammen: „Die Umsetzung des Wasserstoff-Kernnetzes läuft nun. Der Antrag wurde genehmigt und die Unternehmen können mit der Realisierung beginnen.“

Eckdaten
Das H2-Kernnetz soll nach und nach bis 2032 in Betrieb gehen und 101 GW Einspeiseleistung haben. Die von der Bundesnetzagentur im Oktober genehmigte Variante ist gegenüber dem Antrag etwas geschrumpft: 9.040 statt 9.666 km Leitungslänge, 18,9 statt 19,8 Milliarden Euro.
Wasserstoff für Raffinerie
Drei Netzbetreiber, die schon 2025 erste Abschnitte fertigstellen wollen, sind Ontras Gastransport, Gascade sowie das Konsortium um den GET H2 Nukleus. Bei Ontras soll als Erstes die Total Energies Raffinerie Mitteldeutschland angeschlossen werden. „Im Reallabor der Energiewende Energiepark Bad Lauchstädt gehen wir weiterhin davon aus, dass wir den Kunden planmäßig im Jahr 2025 ans entstehende Wasserstoff-Kernnetz anschließen – und damit den ersten landesweit“, heißt es von Ontras.
Vertraglich sei die gesamte Lieferkette bereits vollständig vereinbart, so die Pressemitteilung. Der Spatenstich für das 25 km lange Teilstück von Bad Lauchstädt nach Leuna fand bereits im Sommer 2023 statt, wenige Monate später folgte der Einbau der Molchschleuse (Abb. 1). Das Teilstück gehört zum Energiepark Bad Lauchstädt, das als Reallabor der Energiewende vom BMWK gefördert wird. In dem Pilotprojekt will der Gasnetzbetreiber Erfahrungen sammeln, die beim Umstellen weiterer Gasleitungen Zeit und Arbeit ersparen sollen, erklärt Gunar Schmidt, Ontras-Geschäftsführer Betrieb und Sicherheit. Im Zuge des H2-Kernnetzes will Ontras insgesamt rund 600 km Wasserstoff-Transportleitungen im mitteldeutschen Raum schaffen.
Von der Ostsee nach Sachsen-Anhalt
Auch die Gascade Gastransport steht in den Startlöchern. „An der Planung für die Umsetzung der H2-Transportprojekte arbeiten wir bereits länger. Jetzt kann es tatsächlich losgehen – mit Umstellungen heutiger Erdgas-Pipelines und Neubauprojekten“, sagte Geschäftsführer Christoph von dem Bussche im Oktober. Gascade will vor allem im Nord- und Ostseeraum Importleitungen aufbauen. Noch 2025 soll das erste Leitungsprojekt mit dem Titel „Flow – making hydrogen happen“ große Wasserstoffmengen von Lubmin an der Ostseeküste nach Bobbau, einem Stadtteil von Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt, bringen können.
Ausgerechnet der in Lubmin ansässige Elektrolyseur-Betreiber HH2E hat gerade mit einer Insolvenz Schlagzeilen gemacht (s. S. 7). Doch das ficht das Leitungsprojekt nicht an, wie Gascade erklärt. Zum einen hofft das Unternehmen auf einen neuen Investor, zum anderen gibt es weitere Erzeuger, die in die Leitung einspeisen wollen.
In den Folgejahren sollen Leitungen im Ostseeraum und Südwesten folgen sowie die Offshore-Pipeline AquaDuctus, die Wasserstoff aus einem Nordsee-Windpark mit 1 GW Leistung an Land bringen soll.
Wasserstoff im Westen
Auch im Ruhrgebiet laufen die Bauarbeiten am ersten Kernnetz-Abschnitt, dem Projekt GET H2 Nukleus. Das Gesamtsystem mit vielen beteiligten Partnern soll bereits Mitte 2025 in Betrieb gehen. Es beinhaltet einen Großelektrolyseur (RWE), eine Umstellung von Bestandsleitungen (Nowega und OGE) sowie eine teilweise neue Leitungsstrecke (Nowega, Evonik). Bereits 2023 hat der Bau mehrerer Leitungen begonnen.
Investitionssicherheit gefragt
Einen normalen Leitungsneubau würde sich ein Netzbetreiber mit wasserdichten Verträgen mit den Kunden absichern lassen. Doch bei einem kompletten Netz für einen neuen Energieträger sind die Summen und die Ungewissheiten dafür zu groß. Viele Netzbetreiber erklären, das H2-Kernnetz sei eine historische Aufgabe für sie. Selbst für große Konzerne sind die Investitionen mindestens sehr ungewöhnlich, wenn nicht gar einzigartig.
Und so braucht es trotz grundsätzlich privatwirtschaftlicher Finanzierung doch staatliche Hilfe. Neben den IPCEI-Projekten (Important Projects of Common European Interest), die mit explizitem Segen der Beihilfe-Wächter der EU hohe Zuschüsse von Bund und Ländern erhalten, besteht die Hilfe vor allem in der staatlichen Rückendeckung bei der Amortisation über die Netzentgelte. Die Bundesnetzagentur soll zum Start das bundesweit einheitliche Hochlauf-Netzentgelt festlegen, so dass die ersten Kunden nicht abgeschreckt werden.
Aus der hohen Investition am Anfang und verzögerten Einnahmen ergibt sich so eine Finanzlücke. Diese will der Bund mit einem sogenannten Amortisationskonto überbrücken. Anfangs soll von dort Geld an die Netzbetreiber fließen, später wieder zurück – so zumindest lautet der Plan der Ampel-Regierung. „Der Kostenausgleich über das Amortisationskonto ermöglicht es uns, in das Kernnetz zu investieren, ohne alle Deals klar haben zu müssen“, sagt Dr. Dirk Flandrich, Leiter des Programms „Flow – making hydrogen happen“ bei Gascade.
Der norddeutsche Netzbetreiber Hamburger Energienetze, der im Hafengebiet mehrere Industriebetriebe mit Wasserstoff beliefern will, äußert sich ähnlich. Die Aussicht auf die einheitlichen Netzentgelte gebe den Netzbetreibern nun Finanzierungssicherheit, heißt es.
Die Grundlagen sind also da. Doch damit ist weder H2-Hochlauf noch Kernnetz in trockenen Tüchern. Damit sich das Amortisationskonto wie geplant wieder füllt, müssen die Bedingungen auch für H2-Erzeuger, -Speicher und -Abnehmer stimmen. Sie alle müssen zusammenfinden, um langfristige Verträge zu schließen.
Und dafür wiederum braucht es einen stabilen politischen Rahmen, in Deutschland wie in Europa. Der Ausbau erneuerbarer Energien, die Definition für grünen oder kohlenstoffarmen Wasserstoff und das Gaspaket der EU sind nur einige Stichworte. Während die Netzbetreiber an ihren Kernnetz-Baustellen arbeiten, gibt es daher auch reichlich politische Baustellen für die Bundesregierung und die EU. Diese anzugehen wird Aufgabe der neuen EU-Kommission und der zukünftigen Bundesregierung sein.
von Monika Rößiger | Dez. 16, 2024 | 2024, Deutschland, Energiewirtschaft, Meldungen, News, Wasserstoffwirtschaft
Um seine „Rolle in der globalen Wasserstoffwirtschaft“ zu stärken ist Enertrag, Entwickler und Produzent erneuerbarer Energien, seit Herbst 2024 auch in der Hansestadt vertreten. In der neuen Niederlassung möchte Enertrag zur Dekarbonisierung der Logistik- und Schifffahrtsbranche beitragen. Und: „Wir wollen nicht nur die Schifffahrt, sondern auch zahlreiche weitere Industrien mit grünem Wasserstoff versorgen“, verkündete der Vorstandsvorsitzende Gunar Hering vor mehr als 80 geladenen Gästen bei der feierlichen Eröffnung der neuen Räumlichkeiten. Diese nehmen die oberste Etage des historischen Laeiszhofes ein, eines reich verzierten Klinker-Prachtbaus im Zentrum der Hansestadt.
Hamburg als Zentrum der Windenergie in Deutschland wird künftig auch ein wichtiger Standort für die Wasserstoffwirtschaft sein. Das zeigen die seit vergangenem Jahr laufenden Bauarbeiten für den 100-Megawatt-Elektrolyseur in Moorburg und für das H2-Industrienetz der Hansestadt (s. HZwei-Heft, April 2024). Damit bietet der Hafen „ideale Voraussetzungen, um als Drehscheibe für den Import und Export von Wasserstoff sowie dessen Derivaten zu fungieren“, fuhr CEO Hering fort. In enger Kooperation mit der Reederei F. Laeisz, der Stiftung H2Global und weiteren Nachbarn im Laeiszhof wolle Enertrag die Infrastruktur für den Handel und die Nutzung von grünem Wasserstoff vorantreiben.
Nikolaus Schües, CEO der F. Laeisz Gruppe, die eigene Schiffe für den Transport von Ammoniak betreibt, unterstrich die Bedeutung der maritimen Logistik für die Energiewende. Der Aufbau einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Energieversorgung könne nur in sektorenübergreifender Zusammenarbeit gelingen: „Die Schifffahrt ist dabei ein wichtiges Bindeglied, nicht nur als Transporteur, sondern auch als Nutzer von wasserstoffbasierten Energieträgern.“ Das traditionelle Schifffahrtsunternehmen, das im Frühjahr 2024 sein 200-jähriges Bestehen feierte und früher unter anderem Salpeter, Bananen und Weizen transportierte, setzt für die Zukunft auf grünes Methanol und grünes Ammoniak. Und plant, Teile seiner Flotte auf diese Energieträger umzustellen.

CEO Gunar Hering mit Finanzsenator Andreas Dressel und dem Reeder Nikolaus W. Schües (v. l.)
Enertrag wiederum kümmere sich um die Herstellung und Verfügbarkeit der Wasserstoffderivate. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens mit mehr als 1.100 Mitarbeitern auf vier Kontinenten verweist auf die langjährige Erfahrung in der Herstellung von grünem Wasserstoff, zum Beispiel im Verbundkraftwerk Uckermark, das Enertrag seit 2011 betreibt.
Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel freute sich über den Neuzugang in der Stadt. In einem Grußwort an die künftigen Nachbarn, die nur einen kurzen Fußweg vom Rathaus entfernt residieren, sagte er: „Unsere Stadt bietet gute Rahmenbedingungen und Investitionsmöglichkeiten auch und gerade im Bereich großer Wasserstoffprojekte.“ Insofern sei Enertrag ein Gewinn für Hamburg, um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft hier und in Deutschland voranzubringen.
von Sven Geitmann | Dez. 16, 2024 | 2024, Allgemein, Deutschland, Meldungen
Der deutsche Brennstoffzellenhersteller Proton Motor hat zum Jahresende 2024 das vorläufige Ende seiner Produktionsaktivitäten angekündigt, sollte kein neuer Investor gefunden werden. Trotz emsiger Bemühungen zur Firmenrettung teilte das bayerische Unternehmen Mitte September mit, dass den Mitarbeitenden der Puchheimer Niederlassung ihre Arbeitsverträge zum Ende der vorgesehenen Frist gekündigt werden, um eine geordnete Abwicklung der Geschäftstätigkeit gewährleisten zu können.
Proton Motor gehört zum britischen Unternehmen Proton Motor Power Systems PLC, dessen Verwaltungsrat im November 2024 zu dem Schluss kam, dass „die geordnete Abwicklung des Unternehmens“ die „geeignetste Vorgehensweise“ sei. Es werde zwar weiterhin nach alternativen Finanzierungsquellen gesucht, um den Betrieb des Unternehmens auch im Jahr 2025 aufrechtzuerhalten, bis Ende November war jedoch keine tragfähige Lösung erkennbar. Die Aktie von Proton Motor Power Systems hat in Jahresfrist rund 85 Prozent an Wert verloren.
Ende August 2024 hatte der Hauptinvestor mitgeteilt, dass er sich bis Ende 2024 aus der Finanzierung zurückziehe. Ausstehende Kundenaufträge würden zwar, soweit möglich, erfüllt, aber neue Verträge könnten erst abgeschlossen werden, wenn eine Finanzierung und die künftige Ausrichtung des Unternehmens geklärt seien.
Im Sommer 2024 hatte Manfred Limbrunner, der mittlerweile freigestellte Direktor für Kommunikation, noch mitgeteilt, dass sein Unternehmen bis Mitte 2025 nach Fürstenfeldbruck umziehen wolle, wo eine Fabrik errichtet werden solle, in der automatisiert bis zu 5.000 Brennstoffzellensysteme und 30.000 Stacks jährlich produziert werden könnten.
von Sven Geitmann | Dez. 13, 2024 | 2024, Deutschland, Meldungen, Wasserstoffwirtschaft
Hoher Besuch beim Brandenburgischen Wasserstofftag
Auf dem Telegrafenberg in Potsdam geht es üblicherweise um Geologie und Klima. Der 16. Oktober 2024 stand jedoch ganz im Zeichen von Wasserstoff. Der damalige Landeswirtschaftsminister Prof. Jörg Steinbach hatte zum dritten Mal zum Brandenburger Wasserstofftag eingeladen, zu dem auch Besuch aus Brüssel erschien.
Dr. Sopna Sury, die Vorsitzende des Verwaltungsrates des europäischen Wasserstoffverbands Hydrogen Europe, stellte in Potsdam ihre Sicht auf die aktuelle politische Lage dar und erklärte nachdrücklich, dass jetzt die Zeit zum Handeln sei. Sie sagte: „Wir sollten die nächsten Monate bitte nicht verstreichen lassen. […] Die Zeiten für Powerpoint sind vorbei, jetzt geht es um konkrete Vorhaben.“
Darüber hinaus warb sie für ein „Ende des Regenbogens“, also für die Beendigung der H2-Farbenlehre. Hydrogen Europe setze sich dafür ein, statt über die Eignung von blauem oder rotem Wasserstoff zu streiten, einen CO2-Abdruck von Wasserstoff einzuführen, so dass ersichtlich sei, wie klimaschädlich die jeweiligen H2-Atome seien.
„Es braucht Kollaboration: mit Europa, zwischen Politik und Wirtschaft, von Bund und Ländern. Wasserstoff ist Team-Play.“
Dr. Sopna Sury, Hydrogen Europe
Auch der ehemalige brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach appellierte an die Industrie, „ins Risiko zu investieren“. Da zukünftig ein Teil der CO2-Zertifikate vom Markt genommen werde, sei absehbar, dass die Preise für fossile Energieträger steigen würden, so der Minister, dessen vorerst letzte offizielle Veranstaltung dieser Wasserstofftag war, da sich das Landesparlament nach der Wahl neu konstituieren wird.
Kritik am H2-Kernnetz

Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur
Deutliche Kritik mussten sich Jörg Steinbach und Klaus Müller (s. Abb. 2) für das geplante Wasserstoffkernnetz gefallen lassen. Einige Akteure machten ihrem Unmut darüber Luft, dass die ursprünglich geplante Trasse der doing-hydrogen-Pipeline zwischen Rostock und Thüringen nicht von Anfang an Teil des „H2-Autobahnnetzes“ ist (s. S. 16).
Steinbach wie auch Müller erklärten zur Nichtberücksichtigung dieses Abschnittes, die Leitung habe „nicht wirtschaftlich dargestellt werden“ können. Dem wurde entgegengestellt, dass nun westlich von Berlin ein riesiger weißer Fleck auf der Landkarte entstehe, wodurch eine ganze Region – trotz reichlich verfügbarer erneuerbarer Energien – von potentiellen H2-Vorhaben abgeschnitten werde.
Autor: Sven Geitmann