Erstes grenzüberschreitendes H2-Bildungsprojekt in Europa

Erstes grenzüberschreitendes H2-Bildungsprojekt in Europa

Wasserstoff für Top-Manager

Zwei deutsche Universitäten in Oldenburg und Hannover sowie das polnische Ausbildungsunternehmen Studium Wodoru beweisen, dass eine grenzüberschreitende Ausbildung von Pionieren der grünen Wasserstoffbranche sinnvoll ist. Die polnische Ausgabe dieses Programms ist gerade zum zweiten Mal gestartet.

Studium Wodoru (dt. Wasserstoff-Studium) ist ein polnisches Ausbildungs- und Forschungsunternehmen. Basierend auf der langjährigen Erfahrung seiner Gründer beschäftigt es sich mit Bildung und Beratung. Das Unternehmen führt gemeinsam mit der Universität Oldenburg einen zertifizierten Studiengang „Wasserstoff für Top-Manager“ durch. Dabei handelt es sich um ein Schwesterprogramm der deutschen Ausgabe „Wasserstoff für Fach- und Führungskräfte“, die in Oldenburg seit mehreren Jahren erfolgreich umgesetzt wird.

Das Weiterbildungsprogramm „Wasserstoff für Fach- und Führungskräfte” hat den dritten Platz bei den NordWest Awards 2024 der Metropolregion Nordwest gewonnen.

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Dank der Bemühungen des Studium Wodoru wurde das deutsche Managementtrainingsprogramm an den polnischen Markt angepasst. Der Ruf und das Prestige dieses Programms führten dazu, dass auch Mitarbeiter von Unternehmen aus dem östlichen Teil Deutschlands nach einer Teilnahmemöglichkeit fragten, die entweder bereits in Polen präsent sind oder eine Expansion in den polnischen Markt planen. An der zweiten Auflage nehmen auch Vertreter eines Schweizer Unternehmens teil.

Campus Gut am See
Das Programm wird am Campus „Gut am See“ in Görlitz durchgeführt. Der Standort ist kein Zufall. Die Grenzstadt Görlitz (zwischen Polen und Deutschland) erleichtert die Teilnahme von Interessierten der polnischen Seite. Von der anderen Seite her kommen deutsche Professoren, Dozenten und Branchenexperten zu den Kursen. Man könnte sagen, sie treffen sich auf halbem Weg.

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Allerdings war die Sprachbarriere ein Problem, da praktisch keiner der Teilnehmer ausreichend Deutsch konnte, um solch schwierigen Stoff zu lernen. Daher haben sich die Veranstalter für die Möglichkeit der Simultanübersetzung entschieden, das heißt, die Vorlesungen deutscher Professoren werden laufend übersetzt.

Jeder Teilnehmer erhält außerdem Unterrichtsmaterialien in polnischer Sprache. Allerdings wurden informelle Gespräche überwiegend auf Englisch geführt. Für den Unterricht wurde dank der Freundlichkeit der Besitzer an der direkt am Berzdorfer See gelegenen Schlossanlage „Gut am See“ (auf einem stillgelegten Braunkohletagebaugebiet) ein Campus für die Dauer der Treffen geschaffen. Die einzigartige Atmosphäre und die idyllische Lage direkt am See schaffen stets günstige Lernbedingungen und fördern Ruhe und Regeneration.

Grüner Wasserstoff im Trend
In Westdeutschland begann der Trend zu grünem Wasserstoff bereits vor einigen Jahren. Das Programm „Wasserstoff für Fach- und Führungskräfte“ wird seitdem in Oldenburg erfolgreich umgesetzt. Dieser Trend zeichnet sich inzwischen auch im Osten Deutschlands ab und setzt sich weiter nach Osten fort.

Experten des Studium Wodoru versuchen, nah am Geschehen in Deutschland zu bleiben und gleichzeitig die Veränderungen in Polen genau zu beobachten. Deutschland verfügt bereits über ein sehr hohes Wasserstoff-Know-how, was sich unter anderem an der Vielzahl der Wasserstoffinstallationen zeigt. Das Studium soll nun eine Gelegenheit bieten, qualifiziertes polnisches Personal auszubilden.

Die Informations- und Wissensvermittlung erfolgt bislang überwiegend in eine Richtung (östlich), einige Ideen und Anregungen aus dem polnischen Unterricht werden jedoch auch in die deutsche Ausgabe übernommen.

Das Gras wachsen hören
Mitarbeiter des Studium Wodoru beteiligen sich aktiv an Messen, Konferenzen und wichtigen Veranstaltungen, wie beispielsweise der Hannover Messe 2024 (s. Hzwei-Heft Juli 2024). Studium Wodoru ist Mitglied im Deutsch-Polnischen Windenergieclub, in der Polnisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer sowie im Verein Europa Forum, der wie die Auslandshandelskammer (AHK) eine Plattform zum Aufbau von Kontakten für Unternehmen aus Polen und Deutschland ist.

Vertreter des Studium Wodoru nahmen zudem am diesjährigen Wasserstoffforum auf dem Siemens Innovationscampus in Görlitz teil. Außerdem kooperiert das Unternehmen mit dem QLEE – Qualifizierungsverbund in der Lausitz für Erneubare Energien, der die Energiewende seit mehreren Jahren unterstützt. Studium Wodoru steht in ständigem Kontakt mit Vertretern der Kommunalverwaltungen und dem deutschen Konsulat in Breslau. Die ehrenamtliche Schirmherrschaft für die polnische Ausgabe des Programms „Wasserstoff für Top-Manager“ übernimmt die Europastadt Görlitz/Zgorzelec.

Was bieten Wasserstoffstudien?
Mit der Unterstützung von Mentoren erlangen die Studierenden die Fähigkeit, Projekte aus verschiedenen Perspektiven zu bewerten: aus der Perspektive eines Designers, eines Investors und eines Nutzers. Im Rahmen der Lehrveranstaltungen wird Know-how in den Bereichen Technik, Rechtsfragen und Finanzierung vermittelt. Nach Abschluss des Programms verfügen die Teilnehmer über Expertenwissen in der Planung und Umsetzung von Wasserstoffprojekten.

Wichtig ist, dass jeder Teilnehmer während des Unterrichts eine Eintrittskarte für das H2-Netzwerk und wertvolle Kontakte erhält, nicht nur in Polen oder Deutschland. Das Programm endet mit einer Prüfung und dem Erhalt eines renommierten Zertifikats der Universität Oldenburg (Certificate of Advanced Studies).


Schulung von EMD International A/S

Das Studium Wodoru lud die besten Experten, darunter auch Praktiker, zur Zusammenarbeit ein. Zum Beispiel EMD International A/S aus Dänemark, dessen Vertreterin Kurse über ihre Software für die Planung von Wasserstoffanlagen durchführte. Während der Übungen führten die Studierenden unter anderem Berechnungen für ein Gruppenprojekt und Einzelarbeiten durch. Der Kurs erhielt sehr gute Noten von den Studierenden, die nach Abschluss der Schulung auch eine monatliche Lizenz zur Nutzung der Software erhielten.

Networking
Networking ist ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts. Einmal im Jahr findet in Oldenburg das Alumni-Forum statt. Während des Unterrichts erhält jeder Teilnehmer Zugang zur E-Learning-Plattform, einer Datenbank mit Absolventen des Wasserstoffstudiums. Sobald Sie „Guten Morgen“ sagen, werden Sie außerdem in dieses riesige Netzwerk von H2-Kontakten aufgenommen.

Einige Vertreter des Studium Wodoru machen bereits Pläne für die Zukunft und wollen ihr Angebot unter anderem an Interessierte aus Tschechien und der Ukraine richten.

Vorträge, Case Study und Einzelprojekt
Das Programm „Wasserstoff für Top-Manager“ richtet sich an Führungskräfte unterschiedlicher Unternehmen und Institutionen, die die Notwendigkeit einer schnellen Energiewende verstehen. Spezialkenntnisse im Bereich Zukunftstechnologien sind in Beratungs- und Anwaltsunternehmen, Banken und Versicherungen zunehmend gefragt. Bedarf an einem qualifizierten Team besteht insbesondere in Transport-, Energie- und Industrieunternehmen sowie in der Automobil-, Chemie- und Stahlindustrie.

Das Studienprogramm gliedert sich in drei Sequenzen. In einzelnen Treffen werden vor allem Themen wie die Funktionsweise von Brennstoffzellen, die politischen Rahmenbedingungen und das Stakeholder-Umfeld besprochen. Darüber hinaus gibt es Themen rund um die Wasserstofftechnologie, Geschäftsmodelle und die rechtlichen Rahmenbedingungen.

Sequenz I – Wasserstofffunktionen, politischer Rahmen und Stakeholder-Umfeld

  1. Mögliche Funktionen von Wasserstoff bei der Dekarbonisierung des Energiesystems.
  2. Die Rolle der EU-Politik und der Mitgliedstaaten bei der Markteinführung von Wasserstoff.
  3. Wasserstoffstrategie und grüner Wasserstoffmarkt in Deutschland.
  4. Aktuelle Hindernisse für die flächendeckende Nutzung von Wasserstoff.
  5. Maßnahmen auf politischer Ebene zur flächendeckenden Förderung von Wasserstoff.
  6. Ein Blick auf die Landschaft der Marktteilnehmer.
  7. Quellen der Investitionsfinanzierung, KPO, europäische und nationale Fonds.
  8. Verwaltungsentscheidungen im Prozess der Entwicklung von Wasserstoffprojekten.

Sequenz II – Wasserstofftechnologie

  1. Wasserstoff – „Fakten, Fakten, Fakten…!“
  2. Wasserstoffproduktion – „Aller Anfang ist…? Strom ist das Beste!“
  3. Arten von Elektrolyseuren, Technologie, Lieferantenübersicht, Markttrends.
  4. Woraus besteht eine Anlage für grünen Wasserstoff? Auswahl der Komponenten.
  5. Wasserstoffspeicherung – „Und bitte einpacken…!”
  6. Wasserstofftransport – „Wir suchen nach Elementen, mit denen wir reisen könnten…!“
  7. Anwendungen von Wasserstoff – Feuer und Flamme. Und noch viel mehr…!
  8. Grüner Wasserstoff im Verkehr.
  9. Wasserstoff beim Heizen.
  10. Wasserstoff und grünes Ammoniak.
  11. Synthetische Kraftstoffe Power2Fuel.
  12. Grüner Wasserstoff aus Biomasse.
  13. Einsatz verschiedener erneuerbarer Energietechnologien zur Wasserstoffproduktion.
  14. IT-Tools für die Planung von Wasserstoffanlagen.

Sequenz III – Wertschöpfung, Geschäftsmodelle, rechtliche Rahmenbedingungen und technische Aktivitäten

  1. Energiewirtschaft und rechtliche Rahmenbedingungen.
  2. Wasserstoff: Energiemarktperspektive, HPA- und PPA-Verträge.
  3. Absatzmärkte und Plattformen für grünen Wasserstoff.
  4. Umsetzungsprojekte: Design, Rentabilität und Geschäftsmodelle.
  5. Due Diligence von Wasserstoffprojekten.
  6. Sicherheit von Wasserstoffprojekten, technische und rechtliche Anforderungen.
  7. Wartung und Nutzung.
  8. Optimierung von Wasserstoffprojekten.

Wichtig ist, dass die Teilnehmer auch ein technisches Projekt (Case Study) sowie Maßnahmen für Verwaltungsentscheidungen und Finanzanalysen durchführen. Das Projekt deckt verschiedene Aspekte der Wasserstofftechnologien ab (technische Eigenschaften, Verfahrenstechnik, Geschäftsmodelle, Genehmigungen, Finanzierung und Betriebsführung). Dadurch erhalten sie konkrete Einblicke in die Umsetzung von Projekten in der Praxis.

Gearbeitet wird in Teams von maximal acht Personen. Das Ergebnis der Arbeit ist ein fertiger Businessplan für die Zweckgesellschaft. Am Ende der Arbeit führen die Gruppen eine professionelle Due Diligence (DD) des Projekts der konkurrierenden Gruppe durch. Bei der Bearbeitung des Projekts kann jede Gruppe auf die Unterstützung des Koordinators nicht nur während des Unterrichts, sondern auch außerhalb des Unterrichts über die E-Learning-Plattform, E-Mail-Kontakt oder Telefonkonferenz zählen.

Darüber hinaus erstellt jeder Teilnehmer sein eigenes, individuelles Projekt zum Thema Wasserstoff: in Form eines Projektkonzepts, eines Businessplans für die eigene Anlage oder als Problemstudie für den Bereich der Wirtschaft rund um Wasserstoff.


Exkursion zur LEAG in Boxberg

Exkursionen
Im Rahmen des Programms werden Reisen zu wasserstoffnahen Unternehmen in Deutschland organisiert. In Polen gibt es noch keine Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff, obwohl das Land der drittgrößte Wasserstoffverbraucher in Europa ist. Daher sind Wasserstoffproduzenten, Hersteller von Geräten zur Wasserstoffproduktion und -speicherung sowie Unternehmen, die grünen Wasserstoff nutzen, für polnische Teilnehmer sehr interessant. Studienreisen bieten eine Plattform, um Theorie und Praxis zu verbinden. Bei der ersten Auflage besuchten die Teilnehmer das LEAG-Kraftwerk in Boxberg, die Firma Sunfire in Dresden, das Stahlwerk in Saltzgitter und nutzten auch die Einladung von Siemens Energy in Görlitz.

Kaminabend
Jedes Seminar beinhaltet einen sogenannten Kaminabend. Dabei handelt es sich um ein Treffen mit einem Mentor, der über seine Erfahrungen in der Branche sowie die Projekte und Aufgaben spricht, an denen er beteiligt war. Der Kaminabend ist auch eine Gelegenheit zur Integration und zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch zwischen den Teilnehmern des Wasserstoff-Studiums. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass im Rahmen der zweiten Auflage des Wasserstoff-Studiums Sven Geitmann vom Hydrogeit Verlag der Einladung als Gast gefolgt ist.

Detaillierte Informationen zum Programm „Wasserstoff für Top-Manager“ finden Sie unter: www.studiumwodoru.pl

Autorin: Julia Glapińska; Studium Wodoru, Görlitz

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