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Beitrag von Sven Jösting

2. Januar 2023

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Ballard Power – Jeder Markt wird individuell angegangen

Ballard Power positioniert sich als ein führender Player beim Einsatz von Brennstoffzellen im Mobilitätssektor. Das kanadische Unternehmen will eine Top-Position im neuen Megatrend besetzen und diese ausbauen, um von dem in den kommenden Jahren zu erwartenden gewaltigen Wachstum zu profitieren (Aufträge und Skalierung = Umsatz und Gewinn). Wie auf der letzten Bilanzpressekonferenz zum dritten Quartal dargelegt, entwickelt Ballard eine Global Manufacturing Strategy, die es zum Ziel hat, Kostensenkungspotentiale und Skalierungseffekte sowie Lieferkettenthemen vor Ort anzugehen und für sich zu nutzen. Man spricht von einer Local-for-Local-Strategie. Dies bedeutet, dass Ballard jeweils in den Ländern bzw. auf den Kontinenten eigene Produktionsstätten errichtet, wo es von den Gegebenheiten vor Ort profitiert. Das Sourcing von Zulieferteilen, aber auch die Forschung und Entwicklung sowie die Lieferketten werden dort angesiedelt. Ein perfektes Beispiel ist China.

Ballard unterhält zusammen mit Weichai ein Joint Venture (49:51), welches bereits heute eine BZ-Stack-Kapazität für 20.000 Fahrzeuge (Busse, Gabelstapler, Lkw) besitzt und nach Bedarf sehr schnell weiter hochgefahren und ausgebaut werden kann, was durchaus angepeilt wird. Nun plant Ballard, mit einem Invest in Höhe von 130 Mio. US-$ über einen Zeitraum von drei Jahren eine eigene MEA-Produktion in China anzusiedeln sowie ein eigenes Forschungszentrum aufzubauen. Als Standort wurde der im Großraum Shanghai gelegene Jiading Hydrogen Port ausgewählt, da diese Region eines der größten Cluster aus Kfz-Zulieferbetrieben in China ist. Für 20.000 Fahrzeuge soll hier die MEA-Produktion anlaufen.

Die Membran-Elektroden-Einheiten (MEA) sind das Kernstück der Brennstoffzelle und haben an dieser einen Kostenanteil von beachtlichen 60 Prozent. Mit dieser Produktionsstätte wird Ballard einer der größten MEA-Produzenten des Riesenreiches sein. Neben den Förderprogrammen stellt China aber auch Bedingungen, nach denen im Land produziert werden muss, um a) an diesen Förderprogrammen teilnehmen zu können und b) nicht steigenden Zöllen ausgesetzt zu werden, sollten Teile wie MEA importiert werden. Man spricht von Zöllen, die bei drei bis fünf Prozent beginnen und auf fünfzehn Prozent innerhalb von drei Jahren steigen. Dies würde die zukünftige Gewinnmarge massiv negativ beeinflussen. Ballard-Chef Randy McEwen sagte dazu: “Importierte MEA haben einen Wettbewerbsnachteil.“

Förderprogramme stehen in China in den Startlöchern

Bislang waren es einzelne Provinzen und Großstädte wie Guangdong und Shanghai, die die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik für sich als Wachstumsmarkt erkannt haben. Nun setzt auch die Kommunistische Partei Chinas, wie auf ihrem 20. Parteitag verkündet, mit Förderprogrammen, die allerdings erst in Teilbereichen definiert sind, verstärkt auf dieses Themenfeld. Es werden sehr große Programme erwartet. Bislang fiel das Chinageschäft von Ballard aber kleiner aus als erhofft, was u. a. an den durch die Covid-Pandemie bedingten Restriktionen liegt, die zu einem Rückgang der dortigen Aktivitäten um beachtliche 68 Prozent beigetragen haben. Dies ist jedoch nur eine Momentaufnahme – das Potential könnte nicht größer sein, da China mit hoher Wahrscheinlichkeit den Themenkomplex Wasserstoff und Brennstoffzelle in gleicher Weise angeht wie Solarzellen und Windkraft.

Großes Interesse an Schienenfahrzeugen

Im Mobilitätssektor ist Ballard bestens aufgestellt. Von Siemens Mobility liegt ja bereits ein Auftrag über 100 BZ-Module vor, außerdem eine Absichtserklärung für weitere 100. Allein in Europa werden in den kommenden 15 Jahren 13.000 Lokomotiven von Diesel auf Wasserstoff und Batterie umgestellt, für Deutschland sprechen wir von 3.000. Das Ganze kann man hochrechnen für die USA und viele andere Länder. Ballard ist zudem am ersten H2-Zug in Indien sowie in den USA beteiligt. Dass daraus nach Pilotprojekten Großaufträge entstehen, kann als sehr wahrscheinlich angenommen werden.

Mit der Canadian Pacific Railway (CP) in Kanada ist der BZ-Hersteller bereits bei vier verschiedenen Lok-Typen dabei, diese von Diesel auf Wasserstoffbetrieb umzustellen. CP hat über 1.400 Loks im Einsatz, so dass allein bei diesem Kunden ein Potential von sehr vielen Schienenfahrzeugen zu sehen ist. CP steht ja nur stellvertretend für viele andere Eisenbahngesellschaften (z. B. Amtrak). Der BZ-Einsatz in Zügen sieht gerade den Durchbruch, wir stehen aber erst am Anfang.

Ballard ist der erste Anbieter seiner Art für Schienenfahrzeuge in den USA. Die Firma Stadler Rail aus der Schweiz bringt dort einen Zug mit BZ-Systemen von Ballard auf die Schienen. Zudem ist zu hören, dass Amtrak California Pläne für weitere 27 Züge in petto haben soll, die dann wohl auch als Auftrag an Stadler und damit indirekt an Ballard gehen könnten. Über den Auftrag von Siemens Mobility (14 Module für 7 Mireo Plus H) sowie die Absichtserklärung für bis zu 200 weitere Module – 100 davon fest – berichteten wir ja bereits.

Da entstehen gerade gewaltige Märkte, denn allein in den USA ist nur circa ein Prozent aller Eisenbahnstrecken elektrifiziert. Diese werden perspektivisch durch Batterien (Kurzstrecken) und die Brennstoffzelle (Langstrecken) wie auch durch Kombinationsmodelle (BZ als Range Extender) ersetzt. Ballard ist zudem in China mit dem weltgrößten Schienenfahrzeugkonzern CRRC verbunden, der bereits Straßenbahnen mit Ballard inside testet (erst mit blauem Wasserstoff, der durch grünen ersetzt wird, sobald ausreichend verfügbar).

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