Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

27. April 2022

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Ist die Gasbranche wirklich H2-ready?

Gashauseinführungen HSP von Schuck – für H2-Gas geeignet, © Schuck
Gashauseinführungen HSP von Schuck – für H2-Gas geeignet, © Schuck

Der Wärmesektor gilt immer noch als der „schlafende Riese“, der geweckt werden muss, damit die Energiewende zu schaffen ist. Ein wesentliches Problem ist der Mangel an Alternativen zur Wärmeerzeugung mit fossilen Energieträgern. Großer Profiteur vom Ausstieg aus der Kohle- und Kernenergie dürfte die Gasbranche werden, die jetzt schon damit wirbt, dass man Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetze, obwohl bislang kaum CO2-frei erzeugtes H2-Gas vorhanden ist. Anbieter von Brennstoffzellenheizungen haben es dennoch momentan schwer, von derAufbruchstimmung in der H2-Branche zu profitieren, weil ihre Anlagen zunächst noch auf fossile Gase angewiesen sind.

H2-ready – auf dieses Label setzt die Gasbranche. Sobald Kritik laut wird, Erdgas sei – ähnlich wie Mineralöl, Stein- und Braunkohle – ein fossiler Energieträger, wird auf Wasserstoff verwiesen. Durch die H2-Beimischung werde graues Erdgas grün, so heißt es. Aber wie schnell findet dieser Farbwechsel statt? Ab wann ist das fossile ein grünes Gas, ab welcher Beimischungsquote, ab welchem Jahr?

Nach Aussage von Ronald Aßmann, dem Prüfstellenleiter des Gastechnologischen Instituts gGmbH Freiberg (DBI), bescheinigt dessen eingetragene Gewährleistungsmarke „H2ready geprüft“, dass die Produkte „für den ausgewiesenen Anteil von Wasserstoff (in der Regel bis 20 Vol.-% H2 in Erdgas oder bis 100 Vol.-% H2) einsatztauglich/funktionstüchtig“ sind. „H2ready geprüft“ bedeutet somit nicht, dass alle damit ausgezeichneten Aggregate reinen Wasserstoff vertragen, sondern teilweise zunächst „nur“ für eine H2-Beimischung geeignet sind. Für wie viele Volumenanteile Wasserstoff die Eignung besteht, wird in der Regel in den Zertifizierungsunterlagen dokumentiert. Bis dato ist in den meisten Fällen vorerst noch fossiles Gas der Hauptbrennstoff.

Henne-Ei-Problem auch im stationären Sektor
Die Hersteller von Brennstoffzellenheizgeräten stehen daher vor besonderen Herausforderungen. Ihre Aggregate kosten – trotz Förderung – das Mehrfache einer Gastherme, bringen aber kurzfristig keine CO2-Einsparung. Ganz im Gegenteil: Die Module erzeugen aus dem bislang noch nicht wirklich grünen Gas auch Strom und verdrängen damit unter Umständen bisher aus dem Netz bezogenen Ökostrom, so dass sich die CO2-Bilanz dann sogar verschlechtern kann.

Erst wenn reiner Wasserstoff in den BZ-Geräten zur Anwendung käme, könnte der moderne Energiewandler seinen Vorteil, den vergleichsweise hohen Wirkungsgrad, ausspielen.[…]

… gekürzte Online-Version
Den
kompletten Fachbericht finden Sie in der aktuellen Ausgabe des HZwei-Magazins.

Autor: Sven Geitmann

Kategorien: 2022 | Allgemein

1 Kommentar

  1. Joe Schmidt

    Zitat:
    “Die Module erzeugen aus dem bislang noch nicht wirklich grünen Gas auch Strom und verdrängen damit unter Umständen bisher aus dem Netz bezogenen Ökostrom, so dass sich die CO2-Bilanz dann sogar verschlechtern kann.”
    Bei derzeit >95% nicht durch Elektrolyse, sondern fossil erzeugtem H2 (Erdgas, Kohle, Erdöl) und dem kaum messbaren Anteil “grünem” H2 in der restlichen Erzeugung (vorwiegend Alkali-Elektrolyse mit Netzstrom) sollte man die Bemühungen allenfalls als Forschung rechtfertigen.
    Es geht halt um Subventionen – um unser Steuergeld.
    Dass die Ausgangsbasis für den grünen Wasserstoff – der regenerativ (zusätzlich) erzeugte saubere Strom bis auf weiteres gar nicht zur Verfügung steht – das wird lieber gar nicht erst thematisiert.
    Forderungen der Branche nach massivem EE-Ausbau vermisse ich seit Jahren.
    Dass die H2-KWK-Anlagen nur dann laufen (und Strom erzeugen) sollten, wenn nicht genug regenerativer Strom verfügbar ist – da ist der Gesetzgeber gefordert.
    Die Wärme lässt sich einfach /billig puffern – das sollte verpflichtend dazu gehören bei den neuen „H2ready geprüft“-en Systemen …

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