Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Jösting

5. März 2021

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Zurück auf Los – Gewinne der Brennstoffzellen-Aktien aufgezehrt

Hirose
Hirose (l.) beim Besuch in Hamburg 2014, © Toyota

Der kräftige Kursrückgang bei Bloom Energy und Ballard Power – aber auch allen anderen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Aktien – hat dazu geführt, dass der vorherige kräftige Anstieg der Kurse seit Dezember 2020 inzwischen leider vollends wieder aufgezehrt wurde. Dabei hatten die Notierungen auch schon vor Dezember gut zugelegt und waren recht fest. Wer meine quartalsmäßige Berichterstattung im HZwei-Magazin über einen längeren Zeitraum verfolgt, liegt – buchmäßig – weiterhin sehr gut im Gewinn. Aber wie geht es weiter?

Gestern Morgen konnte ich den Ausführungen von Prof. Katsuhiho Hirose (war 39 Jahre bei Toyota, gilt als Vater des ersten Plug-in-Hybrid Prius und des wasserstoffbetriebenen Mirais) im Rahmen eines Webinars von Mission Hydrogen folgen. Er sieht die Zukunft bei der Energieversorgung eindeutig im Wasserstoff – dem grünen.

Man müsse aber unterscheiden, erklärte Hirose: Eine neue Technologie zu entwickeln ist das Eine, sie in den Markt zu bringen das Andere. Und so verhält es sich auch mit Wasserstoff. Es geht um den „sozialen Nutzen“, den Wasserstoff (grün) zu stiften vermag. Und es geht um den Nutzen „Benefit for the market“. Man könne zwar nicht die Zukunft voraussehen, wohl aber was in der Zukunft passieren werde. Toyota hat jedenfalls große Zuversicht, dass der Wasserstoff auch in der Elektromobilität seinen Durchbruch erfahren wird, und das sieht auch Hirose so. Ohne grünen Wasserstoff ließe sich die weltweite Dekarbonisierung gar nicht umsetzen. Strom sei einfach zu unflexible für die Dekarbonisierung, weil nicht speicherbar in großen Mengen.

Metapher mit der Kuh: Diese müsse gefüttert werden, um Fleisch aber eben auch Milch zu liefern, zu produzieren. Aber Milch wird schnell unbrauchbar, weil bedingt haltbar. Anders sieht es aus, wenn man aus Milch Käse macht. Dann ist sie haltbarer und der Käse wertvoller, teurer im Absatz. Mit H2 kann man viele Wertschöpfungsketten eingehen, je nachdem wofür man diesen Stoff einsetzt. Auch Rohöl müsse ja erst einmal aufgebrochen (cracking) werden, um dann in unterschiedlicher Form zum Einsatz zu kommen, sei es als Treibstoff oder als Stoff für chemische Produkte. Und genau so müsse man regenerativ erzeugten Wasserstoff sehen – als Ersatz für Rohöl.

Zurück zur Börse: Laute Forbes wurden im Jahr 2020 weltweit Projekte im Volumen von 501,3 Mrd. US-$ in Sachen Wasserstoff auf den Weg gebracht. Nun gibt es die Meinung – auch von Prof. Hirose –, dass Wasserstoff das Potential hat, die jährlichen weltweiten Investitionen in Erdöl in Höhe von 2.000 Mrd. US-$ zu toppen. Die hier besprochenen Unternehmen wie beispielsweise Ballard und Bloom werden davon profitieren, so dass die aktuellen gedrückten Kurse eher zum Einstieg als zum Ausstieg raten lassen. Man muss aber als erfahrener Investor Ruhe bewahren und Zeit mitbringen; Trader und Zocker brauchen dagegen den täglichen Kick – das ist meine Sache nicht.

Auf anderer Seite könnte durchaus das Interesse bestehen, dass die genannten Titel im Kurs sinken, um via Verunsicherung der Anleger eine erhöhte Zahl an Aktien billiger einkaufen zu können – ist alles möglich. Langfristig wird Prof. Hirose Recht bekommen wie auch sein Pendant in China, der ehemalige Technologieminister, Prof. Wan Gang, der ebenfalls von der Batterie nun auf die Brennstoffzelle wechselt. Setzen wir auf erfolgreiche erfahrene alte Männer – auch an der Börse.

Risikohinweis

Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und Mid-Caps, d. h., es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz der hier vorgestellten Aktien sein.

Autor: Sven Jösting, verfasst am 05.03.2021

2 Kommentare

  1. Al K

    Wieso sind die Kursgewinne bei H2 Aktien aufgezehrt? Ich bin im März 2020 bei diversen H2 Aktien eingestiegen und habe auch noch mindestens die Hälfte davon. Allein PlugPower hatte vor Kurzem 1500% plus auf den Einstiegskurs. Jetzt nur noch ca. 1000% plus, wo ist das Problem? Das Einstiegskapital ist längst realisiert und jetzt läuft der Gewinn weiter. Außerdem bin ich überzeugt, dass einige H2 Werte bald zu neuen Höhen auflaufen z.Bsp. Ballard. Diverse Großbanken wie Goldmann u.a. haben neue Kursziele für bestimmte H2 Werte analysiert und ausgerufen.
    Übrigens Tesla habe ich auch massig, das eine schließt das andere nicht aus!

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  2. Joe Schmidt

    Wow – die Kursgewinne bei den Wasserstoffaktien sind also wieder aufgezehrt – zum wievielten Male eigentlich? Diesmal fehlt sogar ein Seitenhieb gen Tesla – obwohl es auch bei dieser Aktie Kursabschläge gab …
    Aber dafür kommt Prof. Katsuhiho Hirose. Dieser ist ja mit seinen Aussagen /Prognosen schon seit 2014 hier im HZwei-Blog präsent. Er sprach einmal davon, dass sich signifikante Skaleneffekte im Automobilbau erst bei sechsstelligen Losgrößen einstellen. Evtl hat er damals tatsächlich geglaubt, diese Größe erreichen zu können.
    Aber davon war der größte Autobauer der Welt mit dem Toyota Mirai (max. 3.000 Einheiten im Jahr) noch weiter entfernt, als man es mit den geplanten “bis zu” 30.000 Einheiten für den Mirai II ist, der 2021 in den Markt kommen soll. Mittlerweile dürfte selbst Toyota mehr batterielektrische PKW (BEV) als FCEV bauen /planen.
    Aber zumindest spricht Prof. Hirose auch vom “grünen Wasserstoff” aus regenerativen Energien – natürlich ohne zu erwähnen, wo dieser herkommen soll.
    Lt. jap. Wasserstoffstrategie ist Import von H2 in großem Maßstab aus Australien geplant – aus Kohle gewonnen und alles andere als grün …
    Es schmerzt immer wieder, wenn Potentiale und Möglichkeiten von (grünem) Wasserstoff herausgestellt werden, ohne die naheliegendste Voraussetzung auch nur zu erwähnen:
    Die ausreichende Produktion /Nutzung der erneuerbaren /regenerativen Energien.
    Ohne diese Basis werden m.M.n. auch die Wasserstoffaktien keinen dauerhaften Höhenflug erleben – kann sich der (grüne) Wasserstoff ja gar nicht etablieren…

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