Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

4. Februar 2021

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Die Politik fährt ab auf Wasserstoff

Über AFID, EEG, IPCEI, RED II und den Green Deal

Abb. 1: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nannte den Start von IPCEI Wasserstoff einen „großen Erfolg“.
Altmaier, © BMWi/Andreas Mertens

Alle schauen momentan auf die Politik. Die Bundesregierung soll es richten – nicht nur die Corona-Krise, sondern auch die Klima- sowie die Energiekrise und auch die Krise der Automobilindustrie. So folgt ein Gipfel auf den anderen. Viel ist dieser Tage von der Kanzlerin, von den MinisterpräsidentInnen und auch von UnternehmensvertreterInnen sowie LobbyistInnen zu hören, vergleichsweise wenig hingegen vom Parlament, wo eigentlich die Politik gemacht wird. Aber welche politischen Themen beziehungsweise Gipfeltreffen sind momentan für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik auch wirklich relevant?

Im Automobilsektor ist nach wie vor ungeklärt, wo genau es hingehen soll. Zwar ist den meisten PolitikerInnen und BranchenvertreterInnen mittlerweile klar, dass zunächst die batteriebetriebene Elektromobilität am Zuge ist, da kleine, sparsame E-Autos wesentlich zu einer saubereren Mobilität in den Städten beitragen können. Offen ist hingegen, wie lange Schlangen an den Ladesäulen vermieden werden können und wer für den weiteren Aufbau der Stromtankstellen verantwortlich sein soll.

Transparenz in dieser Frage lieferte der Ladesäulengipfel Anfang Dezember 2020. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verkündete dort: „Das BMVI wird in den kommenden Jahren mehr als 4 Mrd. Euro in die Ladeinfrastruktur an Autobahnen, beim Arbeitgeber, beim Einkaufen und zu Hause in der eigenen Garage investieren. Kurz: Laden für alle, immer und überall.“

Weiter offen ist indes, wie es mit den H2-Pkw weitergehen wird. Nach aktuellem Stand werden in den nächsten Jahren vorrangig japanische und südkoreanische Brennstoffzellenautos an hiesigen H2-Stationen tanken. Europäische Autobauer setzen weiterhin auf Batterieautos – zumindest im Personenverkehr. Im Nutzfahrzeugbereich gibt es hingegen inzwischen von verschiedenen europäischen Herstellern Ankündigungen dahingehend, dass dieser Sektor nicht kampflos Hyundai überlassen werden soll. Sowohl Neufahrzeuge als auch umgerüstete alte Diesel-Trucks sollen Ende der Dekade an den Tankstellen befüllt werden, die H2 Mobility in den kommenden Monaten und Jahren insbesondere für den Lkw-Sektor errichten will.

Auto-, Lade- und Nutzfahrzeuggipfel

Bleibt die Frage, was mit den Altfahrzeugen passieren soll. Für den Nfz-Bereich hat die Bundesregierung eine Abwrackprämie angekündigt, um alte Dreckschleudern von der Straße zu bekommen und durch neue, emissionsärmere zu ersetzen. Mitte November einigten sich die Bundesministerien für Wirtschaft, Umwelt, Verkehr, Arbeit und Finanzen darauf, 3 Mrd. Euro zusätzlich zum Corona-Konjunkturpaket zugunsten der Automobilindustrie freizugeben.

Vollmundig hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in der Pressekonferenz vor dem Autogipfel kundgetan: „Insgesamt stellen wir mehr als 5 Mrd. Euro zur Überwindung der Konjunkturkrise für den Automobilsektor zur Verfügung.“ Erst auf Nachfrage hin räumte er dann ein, dass darin bereits 2 Mrd. Euro aus dem Corona-Konjunkturpaket enthalten seien. Somit blieben 3 Mrd. Euro neue, zusätzliche Finanzmittel:

  • 1 Mrd. Euro für die Verlängerung der Umweltprämie beim Kauf von Elektro-Pkw bis 2025. Ansonsten wäre diese 2021 ausgelaufen. Eine schrittweise Absenkung der Prämie ab 2022 ist nicht vorgesehen.
  • 1,16 Mrd. Euro für die Förderung von Nutzfahrzeugen mit alternativen Antrieben bis 2023 (50 % für Lkw-Abwrackprämie, 50 % für Lkw der öffentlichen Hand)

… Lesen Sie mehr in der Januar-Ausgabe der HZwei

Kategorien: 2021 | Allgemein

4 Kommentare

  1. Der Hinterfrager

    An die beiden Kommentierenden vor mir:
    Wenn Ihr genau wisst, wo es hingeht, dann herzlichen Glückwunsch!
    Ich kann nur sagen, dass ich mich seit 10 Jahren um Energiewende kümmere, nachdem ich beruflich vorher etwas ganz anderes gemacht habe. Ich habe mich intensiv und hautnah mit grüner Stromerzeugung, später mit grünem Wasserstoff und grünen Kohlenwasserstoffen beschäftigt und die letzten 3 Jahre mit grüner Stromerzeugung in Afrika.
    Für mich ist das alles Entscheidende die Infrastruktur (und ich beneide keinen, der hier bei Unsicherheit entscheiden muss): Bekommen wir eine a) Strom-Infrastruktur (das scheint für Euch anscheinend klar zu sein), oder eine b) Wasserstoff-Infrastruktur oder bleibt es bei der bestehenden c) Kohlenwasserstoff-Infrastruktur. Letztere haben Menschen mit viel Geld errichtet, weil die Natur nun mal (Sonnen-)Energie in Form von Kohlenwasserstoffen speichert. Deshalb gilt in Deutschland: Zeit und Geld spricht für die (grüne) Erdgaswelt!
    Wenn man sich dem Thema mit weitem Blick nähert, dann wird klar, dass Deutschland ein Importland für Energie bleiben wird. Und dort, wo die grüne Energie erzeugt wird (in Form von grünem Strom) wird sie umgewandelt werden, da Strom halt schlecht zu transportieren (räumlicher Aspekt) und zu speichern (zeitlicher Aspekt) ist. In Wasserstoff – oder zur Nutzung der bestehenden Infrastruktur – in Kohlenwasserstoffen. Und wenn dann der grüne H2 oder die grünen HydroCarbons in Hamburg anlanden, dann wollt Ihr diese Energie wieder in Strom umwandeln, um mit Euren “sauberen” Battery-Electric-Vehicles den Klimawandel zu stoppen?! Ich glaube, da wird es noch ein paar bessere Ideen geben. Viel Spaß beim Nachdenken!

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  2. Egbert Homeister

    was sind das eigentlich für Menschen die für Firmen die etwas mit H2 im Automobilsektor machen arbeiten?
    Haben die vorher alle in Firmen gearbeitet die Glyphosat hergestellt haben? Oder Brennstäbe für AKWs? Oder in Braunkohlekraftwerken ohne Filter? Oder bei Frackingfirmen in der Ölindustrie?
    was ist allen diesen gemein?
    nun:
    1. Man darf kein Gewissen haben
    2. Es geht nur um Gewinne der Konzerne
    3. die Umwelt ist egal
    4. Die Bevölkerung wird ausgebeutet und darf
    5. die Schäden selbst bezahlen
    6. Haben die Politik sehr unter Kontrolle zu ihren Gunsten
    7. Lügen und betrügen so offensichtlich das man es nicht glauben kann
    Es war immer schon klar das H2 im Auto keine Chance hat und trotzdem wurden 100 Tankstellen für 1,5 Millionen € je Tankstelle in Auftrag gegeben die niemand benötigt.
    Nun ist auch klar das H2 für Busse, LKW und Züge sinnlos ist. Und selbst bei Schiffen und Flugzeugen können Akkus besser sein.
    Es bleibt die Stahlherstellung und die Industrie und etwas Langzeitspeicher.
    Aber immer wenn von der Wichtigkeit von H2 für die Energiewende die Rede ist werden sofort H2 Tankstellen gebaut die niemand braucht und die auch nicht sinnvoll sind !
    Das ist sehr erschreckend und macht mich traurig !
    Aufklärung tut not !
    Und zwar keine zweifelhafte Aufklärung der H2 Träumer die von den Ministerien bezahlt wird sondern fachlich korrekte !
    Also nicht die Zukunft des Wasserstoffs erklärt von einem Brennstoffzellenforscher !!
    https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/iaa2019/iaa-vw-chef-herbert-diess-ueber-wasserstoff-autos-das-ist-einfach-unsinn-/25009062.html

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  3. Egbert Homeister

    das sehe ich ganz genauso ! und gleiches gilt für LKW ! Oben steht das “bis zum Ende des Jahrzehnts dann H2 LKW an den H2 Tankstellen tanken können ”
    H2 ist eigentlich nur eins: Ein Zukunftsprojekt das in 10 Jahren fertig sein soll ! Und das schon seit 40 Jahren !!
    wir benötigen dringend jemanden der das den Politikern erklärt 😉

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  4. Joe Schmidt

    “Im Automobilsektor ist nach wie vor ungeklärt, wo genau es hingehen soll.”
    Tatsächlich?!?
    Ende 2020 stehen insgesamt gut 600 zugelassenen FCEV-Kfz in Deutschland knapp 400.000 BEV und etwa noch einmal so viele PlugIn-Hybride gegenüber.
    Allein im Januar 2021 sollen (noch unbestätigt) in Deutschland weitere 100.000 “Steckerautos” (BEV+PlugIn) neu dazugekommen sein und es ist nicht abzusehen, dass dieser Trend abflacht.
    Ein Blick zu den FCEV-PKW:
    Toyota hat verlautbart, dass vom neuen Mirai II im Jahr (!!!) “bis zu” 30.000 Einheiten gefertigt werden sollen.
    Wer hier nicht erkennt /erkennen will, wohin die Entwicklung geht, belügt sich selbst und verbaut dem (grünen) Wasserstoff die Einsatzgebiete, wo er tatsächlich sinnvoll und notwendig ist. Im PKW ist er es ganz bestimmt nicht (mehr).

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