Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

15. April 2019

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Energiewende als Gemeinschaftsprojekt

F. Zimmermann, H-Tec; R. Christiansen, EdN; S. Tangermann, Greenpeace Energy
F. Zimmermann, H-Tec; R. Christiansen, EdN; S. Tangermann, Greenpeace Energy, © Greenpeace Energy

Reinhard Christiansen macht 2019 im selben Tempo weiter wie 2018: Am 24. Januar unterzeichnete der Geschäftsführer der Energie des Nordens GmbH & Co. KG (EdN) den Kaufvertrag für einen weiteren PEM-Elektrolyseur. Ergänzend zu dem ME-100/350-Modell von H-Tec Systems mit 225 kWel, das er vergangenen Oktober in Betrieb genommen hatte (s. HZwei-Heft Jan. 2019), soll das neue, größere Exemplar in Haurup installiert werden.

Dieser zweite Elektrolyseur vom Typ ME 450/1400 soll 1 Megawatt leisten und jährlich 3,75 Mio. Kilowattstunden Wasserstoff – produziert mit Hilfe von überschüssigem Windstrom – ins Gasnetz einspeisen.

Christiansen erläuterte gegenüber HZwei: „Das Projekt Windgas Haurup muss sehr schlank gehalten werden. Die Umsetzung ist nur möglich, weil Kunden von Greenpeace Energy bereit sind, über den Gaspreis das Projekt zu fördern. Die H2-Erzeugung ist sehr teuer in der ersten Einführungsphase. Wir machen es trotzdem, weil Beispiele dafür Sorge tragen, dass die Technik eingeführt wird und der Wärmemarkt grün bedient werden kann. Ohne die besondere Unterstützung durch den hohen Gasabnahmepreis durch Greenpeace könnten wir das Projekt nicht umsetzen. Wir freuen uns, dass Greenpeace in unser Projekt eingestiegen ist. Nur dadurch kann es umgesetzt werden.“

Für die Greenpeace Energy eG ist dies der zweite Elektrolyseur, der Windgas erzeugen wird. Der erste läuft seit Oktober 2016 in Haßfurt. Der genossenschaftlich organisierte Energieversorger übernahm zudem 51 Prozent der Anteile an Energie des Nordens. Seit Oktober 2018 sind nun Reinhard Christiansen und Sönke Tangermann, der auch Vorstand von Greenpeace Energy ist, Geschäftsführer dieses Zusammenschlusses von 70 Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche.

Über den neuen 1-MW-Elektrolyseur, der durch das von der Bundesregierung unterstützte Programm Norddeutsche EnergieWende (NEW 4.0) gefördert wird, sagte Christiansen: „Das ist ein perfekter Standort für das Projekt, weil es dort einen Netzknoten gibt, an dem besonders viel überschüssiger Windstrom anfällt, den wir mit unserem Elektrolyseur künftig in erneuerbaren Wasserstoff – also Windgas – umwandeln können. So nutzen wir jede Kilowattstunde, anstatt Windkraftanlagen abzuschalten.“ Tangermann ergänzte: „Für das Gelingen und die Akzeptanz der Energiewende ist es höchste Zeit, dass wir gerade hier im Norden jede Kilowattstunde Windstrom nutzen, anstatt wie bisher die Anlagen abzuschalten, wenn das Netz mit Kohlestrom verstopft ist.“

Dreiecksbeziehung

Ergänzend zur Anschaffung des Elektrolyseurs schloss Reinhard Christiansen im September 2018 zudem einen Stromliefervertrag für seinen Bürgerwindpark Ellhöft mit der in Hamburg ansässigen Energiegenossenschaft. „Von unserem Modell profitieren alle“, sagte dazu Nils Müller, Vorstand von Greenpeace Energy. Das sogenannte Power Purchase Agreement (PPA) soll den wirtschaftlichen Weiterbetrieb des Windparks auch nach dem Auslaufen der EEG-Förderung Ende 2020 ermöglichen. Ziel ist, auf diese Weise möglichst viele Altanlagen dauerhaft am Netz zu halten. Der Windkraftpionier Christiansen zeigte sich zuversichtlich, „dass viele Windparkbetreiber unserem Beispiel folgen werden“.

Kurz nach dieser Kooperationsvereinbarung stieg auch GP Joule, Mutterunternehmen von H-Tec, bei Greenpeace Energy mit ins Boot. Ende November 2018 vereinbarten die beiden Unternehmen, dass die Kundinnen und Kunden von GP Joule, die bis dato über den Geschäftsbereich Connect versorgt wurden, ab dem 1. Januar 2019 mit Ökostrom des hanseatischen Energieversorgers beliefert werden. GP-Joule-Gründer Ove Petersen erklärte dazu: „Die Energiewende funktioniert nur als Gemeinschaftsprojekt unter Einbezug aller Bürgerinnen und Bürger, die den Nutzen von erneuerbaren Energien in ihrem Alltag über entsprechende Lösungen – ob im Haushalt oder der eigenen Mobilität – selbst erleben. Dazu kann unsere Partnerschaft einen wichtigen Beitrag leisten.“

Autor: Sven Geitmann

2 Kommentare

  1. Rainer

    Inzwischen habe ich mich durch 12 ! weitere Beiträge des “HZwei-Blog” (teilweise oberflächlich) “durchgearbeitet”.
    Mir fällt auf es fehlt ein weitere “Mosaikstein” zu H2 . Der betrifft Transport und Lagerung von H2 . Weit verbreitet und bekannt sind die Probleme große Mengen H2 so zu “verdichten”, dass sowohl Lagerung und Transport(mengen) davon beeinträchtigt sind.
    Mir ist seit wenigstens zwei Jahren die Firma “Hydrogenious Technologies” bekannt. Ich bin bei Recherchen zu H2 auf dies gestoßen : https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCssige_organische_Wasserstofftr%C3%A4ger.
    Ganz offensichtlich ist es “Hydrogenious” gelungen die Handhabung von H2 entscheidend zu verbessern.
    Gleichgültig wie der H2 gewonnen wurde (konventionell oder über Strom aus EG) kann H2 nach Hydrierung in wesentlich größeren Quantitäten drucklos sowohl transportiert, als auch gelagert werden. Ganz normale Tankfahrzeuge die es bereits in Massen gibt, können den Flüssigtransport leisten. “Vor Ort” ob nun gleich beim Erzeuger oder am Zielort, kann dies Flüssigkeit wie z.B. “Diesel” gelagert werden. Wenn ich es richtig verstanden habe in etwa der selben Gefahrenklasse – also ohne die mögliche Knallgasbildung von freiwerdendem H2 – Gas. Besonders das erhebliche Volumen des so gebundenen H2 macht besonders den Transport über den sonst für H2 – Druckbehälter durchaus begrenzten Lieferradius erheblich lukrativer.
    Nähers auf der Webseite von “Hydrogenious Technologies” : https://www.hydrogenious.net/index.php/de/
    Mitte 2018 “Hydrogenious: Deutsche Wasserstoff-Technologie startet in den USA” : https://bizz-energy.com/hydrogenious_deutsche_wasserstoff_technologie_startet_den_usa?seite=2
    oder
    https://bizz-energy.com/forscher_planen_brennstoffzellenzuege_mit_%e2%80%9efluessiger_pfandflasche%e2%80%9c
    Ein Zitat daraus :
    “Ölige Substanz
    LOHC ist die Abkürzung für „Liquid Organic Hydrogen Carrier“. Es handelt sich um eine ungefährliche organische Trägerflüssigkeit, die den Forschern als eine Art flüssige Pfandflasche für Wasserstoff dient. Ein einziger Liter bindet nach ihren Angaben mehr als 650 Liter Wasserstoff. LOHC ist eine ölige Substanz, die Benzin oder Diesel ähnelt und sich mit Tanklastern und Zügen einfach transportieren lässt. Zwar ließen sich damit auch Wasserstoff-Tankanlagen betanken. Doch deren Aufbau ist aufwändig und teuer, weshalb die Forscher den LOHC-Träger direkt in die Züge tanken wollen.”
    650 Liter H2 in nur einem Liter LOHC ! Die “Trägerflüssigkeit” kann vielfach wieder “beladen” werden. Eigentlich sollte das der H2-Technologie einen kräftigen Schub nach vorn bereiten. Wer die Prozesswärme (beim Hydrieren) nutzen kann, könnte direkt vor Ort seine eigenen “Lagerkapazitäten” bilden. Damit wäre mit wesentlicherem geringerem Aufwand dezentrale Lagerung von “grünem Strom” möglich.
    Um sich den technischen Aufwand besser vorstellen zu können hier ein YouTube Video (13:08) vom 2016 :
    https://www.youtube.com/watch?v=TSC8AGKUhic
    Prof. Dr. Peter Wasserscheid spricht über Wasserstoffspeicherung in LOHC YouTube Video (17:45) vom 2016 :
    https://www.youtube.com/watch?v=t1dbJgg9Onk

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