Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

14. Dezember 2018

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Methanisierung mithilfe von Urzeitbakterien

MicrobEnergy

Energieflussdiagramm für die Methanisierung, © MicrobEnergy


Die Herstellung von Wasserstoff auf vollkommen natürlichem Weg erscheint als die hohe Kunst der Wissenschaft. Dementsprechend lange wird bereits daran geforscht und dementsprechend selten gab es in der Vergangenheit Durchbrüche zu vermelden. Jetzt könnte die Electrochaea GmbH allerdings in einen Bereich vorgestoßen sein, in dem es auch von wirtschaftlicher Seite her interessant werden könnte. Jedenfalls verkündete das bayerische Unternehmen in diesem Frühjahr, Power-to-Gas-Bioreaktoren mit einem Leistungsspektrum von bis zu fünfzig Megawatt aufbauen zu wollen. Bis 2025 könnte es rein theoretisch ein Gigawatt sein, wenn sich geeignete Partner finden.
Die Herstellung von Wasserstoff mithilfe von erneuerbarer Energie, insbesondere von Bioenergie, könnte ein gänzlich sauberer Weg sein, zukünftig eine nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten. So stellt es sich jedenfalls das in Planegg ansässige Unternehmen vor.
Anspruchslose Urzeitbakterien
Genau genommen soll bei dessen Konzept zunächst Wasserstoff mithilfe von Solar- und Windstrom per Elektrolyse erzeugt werden. Das H2-Gas soll allerdings nicht direkt genutzt, sondern in einem biokatalytischen Prozess von Mikroorganismen (methanogene Archaeen) unter Zugabe von Kohlenstoffdioxid in Biomethan umgewandelt werden. Mich Hein, Geschäftsführer von Electrochaea, erläuterte: „Unsere Bioreaktoren sind eine Turn-Key-Lösung, um überschüssige Energie aus erneuerbaren Energiequellen und CO2 in Form von synthetischem Gas zu speichern. Unsere Kunden und Partner können so effektiv CO2 wiederverwenden. Das produzierte Gas kann flexibel vor Ort genutzt oder in das bestehende Erdgasnetz eingespeist und transportiert werden.“ Als Anwendungsbeispiele nennt er Mülldeponien, Klär-, Biogas- und Geothermieanlagen sowie Industrieunternehmen, bei denen viel Kohlenstoffdioxid anfällt.
Nach eigener Aussage besitzt das westlich von München beheimatete Start-up den weltweit effizientesten Archaeen-Stamm sowie umfangreiches Know-how im Bereich der Biokatalyse in Form von exklusiven Lizenzen an Patenten der Universität Chicago. Die dafür benötigten Mikroorganismen, die zu den ältesten Lebewesen der Erde gehören, kommen in sauerstofffreien Lebensräumen wie Mooren und Sümpfen vor, aber auch im Verdauungstrakt des Menschen beziehungsweise von Kühen.
Die erste im industriellen Maßstab gebaute 1-MW-Demonstrationsanlage ist seit Sommer 2016 bei Kopenhagen in Dänemark in Betrieb. Im Herbst 2016 wurde zudem ein Vertrag über den Bau einer 10-MW-PtG-Anlage in Ungarn unterzeichnet. Dafür gründete Electrochaea gemeinsam mit dem Energieversorger MVM (Magyar Villamos Művek) das Joint Venture Power-to-Gas Hungary Ltd. Zsolt Bertalan, Geschäftsführer der MVM-Tochter Smart Future Lab Plc, erklärte damals: „Electrochaea hat einen Weg gefunden, das Speicherproblem erneuerbarer Energien zu lösen und dabei gleichzeitig dauerhaft zur Reduktion des klimaschädlichen Kohlendioxids beizutragen. Das Potential dieser disruptiven Technologie ist enorm.“ Aktuellere Informationen, wie weit dieses Vorhaben mittlerweile gediehen ist, waren allerdings nicht zu bekommen.

 
weiterlesen im HZwei Oktober-Heft
 
Dieser Beitrag ist Teil einer Blogparade der Energieblogger zum Thema Sektorenkopplung.
s. auch: Interview mit Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen
 
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