Weltweit befinden sich sowohl die Industrie als auch das Energie- und Verkehrssystem im Umbruch. Allerorts wird nach zukunftsfähigen Lösungen gesucht. Es geht darum, die Wirtschaft in vielerlei Belangen neu aufzustellen, sie in Umweltfragen nachhaltig und gleichzeitig in Energiefragen effizienter zu gestalten. Wie das gehen soll, wird während der diesjährigen Hannover Messe, die vom 23. bis zum 27. April stattfindet, demonstriert werden. Im Mittelpunkt des Interesses steht dort wieder einmal die Energy, eine von insgesamt fünf Leitmessen, zu der allein rund 100.000 Fachbesucher erwartet werden.
Nach dem Elektromobilitäts-Hype und dem rasanten Wachstum der MobiliTec 2012 war das Interesse an Elektrofahrzeugen auf der Hannover Messe in den vergangenen Jahren wieder deutlich zurückgegangen. Auf der damaligen Leitmesse für hybride und elektrische Antriebstechnologien war die Anzahl der Aussteller immer weiter zurückgegangen, so dass die Deutsche Messe die MobiliTec jetzt durch den Bereich Electric Transportation Systems ersetzt hat. Die MobiliTec gibt es also nicht mehr.
Stattdessen soll der Fokus jetzt – parallel zu den Bereichen Renewable Energies mit dem Integrated Energy Plaza und Decentralized Energy Supply – auf Infrastrukturfragen gerichtet und der tiefgreifende Umbau der bisherigen Industriestrukturen diskutiert werden. Dazu sagte Benjamin Low, Global Director Energy bei der Deutschen Messe AG: „Welche Infrastrukturen benötigt werden und welche Lösungen es bereits heute für eine nachhaltige Elektromobilität gibt, erfahren die Besucher in den Energiehallen der Hannover Messe. Mit dem Ausstellungsschwerpunkt Electric Transportation Systems legen wir den Fokus auf die Integration elektromobiler Lösungen in das bestehende Energiesystem.“
Passend dazu wird beispielsweise ABB technische Neuheiten vorstellen, die die Aufenthaltsdauer an Ladesäulen ganz beträchtlich verkürzen sollen. Der Technikkonzern wird eine Schnellladestation präsentieren, die Akkumulatoren in wenigen Minuten auflädt, so dass – wie bei konventionellen Benzinautos – ein kurzer Stopp für den Energienachschub reicht.
Spannender Transformationsprozess
Das neuerlich gestiegene Interesse an Elektromobilität – auch bedingt durch wiederholt aufgedeckte Betrügereien der Hersteller klassischer Automobile und das Gerichtsurteil rund um Dieselabgase – hat dazu geführt, dass sich zahlreiche Unternehmen, insbesondere klein- und mittelständische, strategisch neu ausrichten. So erklärte beispielsweise Peter Renz von der ElringKlinger AG, sein Unternehmen setze bereits seit Jahren sowohl auf Batterien als auch auf Brennstoffzellen. Sein Vorstandsvorsitzender, Dr. Stefan Wolf, sagte: „Als klassischer Automobilzulieferer befindet sich unser Unternehmen inmitten eines spannenden Transformationsprozesses, genau wie die gesamte Automobilindustrie. Für die automobile Zukunft sind beide Konzepte, Batterie und Brennstoffzelle, mit ihren jeweiligen Eigenschaften und Vorteilen sinnvoll. Zudem können sie als Duo ihre Stärken ausspielen.“
Nachhaltigkeitspreis
Auf dem mittlerweile vierundzwanzigsten Gemeinschaftsstand Wasserstoff + Brennstoffzellen + Batterien werden in diesem Jahr über 150 Aussteller erwartet. Besonders erfreut zeigte sich Tobias Renz im Vorfeld über die Teilnahme zweier großer Automobilzulieferer: Faurecia ist ein weltweit aktiver Konzern mit 110.000 Mitarbeitern, der gerade erst im September 2017 eine fünfjährige Kooperationsvereinbarung mit CEA-Liten unterschrieben hat. (Liten arbeitete mit dem französischen Autobauer PSA von 2003 bis 2010 am Genepac®-Brennstoffzellensystem.) Und Plastic Omnium übernahm jüngst Swiss Hydrogen (s. S. 6) und wird in Hannover gemeinsam mit dem ZBT Duisburg und Anleg eine mobile Betankungseinheit präsentieren. Passend dazu wird drei Stände weiter der GLC F-Cell von Daimler ausgestellt.
Zudem wird auch wieder die Eisenhuth GmbH & Co. KG, die im Dezember 2017 gemeinsam mit der TU Clausthal den deutschen Nachhaltigkeitspreis für ihre bioelektrochemische Brennstoffzelle erhalten hat, unter den Ausstellern sein. Das Firmenkonsortium, zu dem auch das Cutec-Institut sowie die technischen Universitäten aus Braunschweig und Karlsruhe zählen, wurde in der Kategorie Forschung für die Entwicklung ihrer Brennstoffzelle, die bei Kläranlagen direkt regenerativ Strom erzeugt und gleichzeitig das Abwasser reinigt, ausgezeichnet. Die Pilotanlage steht auf dem Gelände der Goslarer Kläranlage der Eurawasser Betriebsgesellschaft mbH. Über die Vorzüge dieser Biobrennstoffzelle sagte Prof. Michael Sievers: „Autarke, wartungsarme und verbesserte Abwasserbehandlung, kaum Klärschlamm, dafür Strom und Wasserstoff, zum Beispiel für Elektroautos.”
Eisenhuth wird aber nicht nur diese Biobrennstoffzellen vorstellen, sondern auch Flussbatterien, bei denen ebenfalls Graphitplatten benötigt werden, ein Spezialgebiet von Geschäftsführer Dr. Thorsten Hickmann. Darüber hinaus informiert das Unternehmen aus dem Harz über Spezialdichtungen sowie die Fertigung von 3D-Bauteilen, seien sie aus Gummi, Kunststoff, Silicon oder Stahl.
Konkrete Energiewendeprojekte
Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW, s. auch HZwei-Heft April 2018 S. 7) belegt sein gestiegenes Interesse an Wasserstoff, indem der Verband in Hannover einen eigenen – wenn auch kleinen – Ausstellungsbereich auf dem Gemeinschaftsstand von Organisator Tobias Renz angemietet hat. Dort am Stand Nr. 70/1 in Halle 27 direkt beim technischen Forum wird auch das neue Bookazine über die Transformation des Energiesystems erhältlich sein, das der DVGW im Januar 2018 veröffentlichte. Auf über 100 Seiten sind in „Energie-Impuls konkret“ zahlreiche erfolgreich umgesetzte Best-Practice-Beispiele aufgelistet, die darlegen, wie bereits heute die Energiewende konkret umgesetzt werden kann.
Anlässlich der Präsentation dieses Bookazines hatte der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Gerald Linke erklärt: „Unsere Autoren sprechen aber auch Hürden an, mit denen ihre Leuchtturmprojekte zu kämpfen haben. Denn unser ordnungspolitischer Rahmen behindert nach wie vor die Umsetzung volkswirtschaftlich sinnvoller Technologien, Beispiel Power-to-Gas. Zudem werden dem erdgasbasierten Güter- und Personentransport mit erneuerbaren synthetischen Gasen immer noch Steine in den Weg gelegt. Diese Hürden zu überwinden und sich gemeinsam mit weiteren Playern aus Politik und Energiewirtschaft auf einen sektorenübergreifenden Weg zu machen – das sind Herausforderungen, die wir für ein Gelingen der Energiewende zu bewältigen haben und denen wir uns weiterhin stellen.“
Neben insgesamt 25 französischen Institutionen reist auch wieder Haskel International aus dem Ausland an. Das kalifornische Unternehmen aus Burbank bei Los Angeles wird in der Energy-Halle mit Robert Kelly vertreten sein, dem neuen Manager für Geschäftsentwicklungen im Bereich globaler Wasserstoffaktivitäten. Für den Hersteller von Hochdruckprodukten will er vor Ort neue Beziehungen zu Unternehmen der gesamten H2-Wertschöpfungskette aufbauen und neue Betätigungsfelder im Bereich der H2-Betankung sowie bei Power-to-Hydrogen-Anwendungen erschließen.
Kostenlose Fachbesucher-Tickets
Der Hydrogeit Verlag bietet den Leserinnen und Lesern der Zeitschrift HZwei wieder die Möglichkeit, kostenlos auf das Hannoveraner Messegelände zu gelangen. Die einzige Voraussetzung ist, dass Sie sich vorher online registrieren. Dafür bitte einfach unter www.hannover-messe.de bei der Ticketregistrierung anmelden und Freikarten anfordern mit dem Aktionscode: wmv3r
Danke an dieser Stelle für diesen interessanten und informativen Beitrag. Lese schon seit einiger Zeit still mit.