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Beitrag von Sven Geitmann

10. November 2017

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Automobilhersteller sollen liefern

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© Pixabay


Das Maß aller Dinge im Mobilitätssektor ist derzeit China. Dort wird heute die Politik gemacht, nach der sich auch hiesige Automobilhersteller zu richten haben, wenn sie denn weiterhin in diesem Bereich mitspielen wollen. Die Luft in etlichen chinesischen Großstädten ist derart schlecht, dass der Handlungsdruck die dortigen Politiker zu drastischen Maßnahmen zwingt. Dementsprechend wird dort Elektromobilität massiv gefördert, weshalb allein in China fast die Hälfte aller weltweit verkauften E-Autos gefertigt werden – und auch dort fahren. Das ist aber noch nicht alles: Jetzt könnte die Volksrepublik – früher als von vielen erhofft – eine Quotenregelung einführen.
Diese Quotenregelung sorgt insbesondere in Deutschland für Unruhe, weil von ihrer Ausgestaltung das Wohl und Wehe der hiesigen Automobilindustrie abhängt. Kein Wunder, dass es deswegen etliche Gerüchte und auch viele Interventionsversuche gegeben hat.
Zunächst hatten die Politiker im Reich der Mitte vorgesehen, dass ab Januar 2018 mindestens acht Prozent der verkauften Autos eines Herstellers von Elektro- oder zumindest von Hybridmotoren angetrieben werden sollten. Dieser Anteil sollte in den weiteren Jahren jeweils um zwei Prozentpunkte steigen, wobei eine Nichterfüllung Strafen nach sich ziehen sollte.
Während des Antrittsbesuchs von Außenminister Siegmar Gabriel mitsamt Wirtschaftstross im Mai 2017 intervenierten daraufhin deutsche Verbände. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach das Thema bei einem Treffen mit Chinas Ministerpräsidenten Li Keqiang an, woraufhin Peking zwischenzeitlich Signale aussandte, wonach ein Einlenken in Erwägung gezogen würde. Die deutsche Industrie machte sich daraufhin Hoffnung, dass sie sowohl mehr Zeit als auch leichter zu erfüllende Auflagen bekäme. Auto-Experte Prof. Ferdinand Dudenhöffer erklärte daraufhin: „Die Autobauer gewinnen wichtige Zeit, die sie nutzen sollten.“
Im Juni 2017 hieß es dann, es werde weder ein Aufschub noch eine Aufweichung gewährt, so dass sich mehrere Autohersteller genötigt sahen, gemeinsam einen Brandbrief zu verfassen, und offen über einen Handelskrieg spekulierten. Nachdem zwischenzeitlich ein Einlenken Chinas als sehr fraglich galt, meldeten die Medien Ende September, die Einführung der Quote werde wohl um ein Jahr nach hinten geschoben.
Quote für Europa?
Währenddessen werden die Rufe nach einer E-Auto-Quote auch innerhalb der EU immer lauter. Wie das Energie-Magazin Energate im Juni 2017 berichtete, habe es Andeutungen aus dem Mitarbeiterstab des EU-Kommissars Maroš Šefčovič gegeben, wonach eine verpflichtende Mindestquote für Elektroautos im Neuwagenmarkt anvisiert werden könnte. Dem widersprach zwar im August eine Sprecherin der Kommission. Kurz darauf berichteten jedoch das Handelsblatt sowie Climate Home, dass weiterhin in dieser Richtung gedacht werde. Demnach sei es „zunehmend wahrscheinlich“, dass in diesem Herbst beschlossen werde, ab 2025 in der EU eine verbindliche Quote von bis zu 15 Prozent einzuführen.
Auch eine Quotenregelung für Deutschland war bereits im Gespräch gewesen. Im Rahmen des Wahlkampfes sprach sich Mitte August auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz für eine E-Auto-Mindestmenge als Teil eines Fünf-Punkte-Plans aus und kündigte gegenüber Spiegel online an: „Wir werden der Industrie deutlich mehr Druck machen.“ Demgegenüber hatte zuvor der stern berichtet, dass sich Lobbyisten der Automobilindustrie gegen eine Quote ausgesprochen hätten, ebenso wie gegen ein deutlich ehrgeizigeres Förderprogramm für Elektroautos, auf das sich ursprünglich im September 2015 die Ministerien schon geeinigt hatten. Demnach hätte die Kaufprämie, die eigentlich durch eine Bonus-Malus-Regelung und nicht zur Hälfte aus Steuergeldern finanziert werden sollte, ursprünglich bis zu 5.000 Euro betragen sollen, obwohl ein Experte im Umweltministerium gewarnt hatte, dass selbst dieser Betrag wegen der hohen Preisdifferenzen zwischen E-Autos und Verbrennern zu gering sein könnte.
Kommen Fahrverbote?
Demgegenüber bestätigte sowohl die französische als auch die britische Regierung, ab 2040 den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren verbieten zu wollen. Auch der österreichische Verkehrsminister gab das Ziel aus, dass in der Alpenrepublik ab 2030 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen werden sollen. Zudem wollen Metropolen wie beispielsweise Athen, Paris, Madrid und Mexiko-Stadt ab 2025 keine Dieselfahrzeuge mehr in ihre Zentren lassen.
In Deutschland forderten bislang die Grünen sowie die ehemalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ein Verbot von Benzinern und Dieselfahrzeugen ab 2030. Hendricks hatte beim diesjährigen eMobility Summits in Berlin gesagt, technisch sei der Abschied vom Verbrennungsmotor machbar und deutsche Autoingenieure seien bis 2030 „ohne weiteres in der Lage, emissionsfreie Fahrzeuge zu produzieren“.
Alternative Antriebe
Aktuell ist Autogas der beliebteste Alternativkraftstoff (7.000 Tankstellen im Bundesgebiet). Während bei LPG-Autos (Liquefied Petroleum Gas – Bestand Anfang 2017: 448.025) die Anzahl der Neuzulassungen in der ersten Jahreshälfte 2017 um 38,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zunahm, verringerte sich diese bei den Diesel-Pkw um 9,1 % und bei CNG-Pkw (Compressed Natrual Gas – Bestand: 77.187, 900 Tankstellen) um 41 %. Hybridfahrzeuge gab es 165.408 Stück, rein batteriebetriebene 34.022.
Durchbruch von Wasserstoff
Perspektivisch sieht es für Wasserstofffahrzeuge recht positiv aus: Anfang des Jahres hatten die Wirtschaftsprüfer von KMPG eine Umfrage mit dem Titel „Global Automotive Executive Survey 2017“ veröffentlich, gemäß der 78 Prozent der Manager aus der Autobranche der Aussage voll oder teilweise zustimmten, dass die Brennstoffzelle der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen wird. 62 Prozent gingen davon aus, dass der Batterieantrieb scheitern werde.
Infrastrukturausbau unerlässlich
Die EU-Kommission ermahnte währenddessen Griechenland, Irland, Malta, Rumänien, Slowenien und das Vereinigte Königreich, ihren nationalen Strategierahmen über den Infrastrukturaufbau für alternative Kraftstoffe zu übermitteln (Richtlinie 2014/94/EU). Dies betrifft sowohl den Aufbau von Ladestationen für Elektrofahrzeuge als auch von Betankungsstationen für Erdgas und Wasserstoff. Seitens der Kommission hieß es: „Die Beschleunigung des Aufbaus einer solchen Infrastruktur ist unerlässlich für eine saubere und wettbewerbsfähige Mobilität für alle Europäer.“

1 Kommentar

  1. Joe Schmidt

    So so:
    “78 Prozent der Manager aus der Autobranche der Aussage voll oder teilweise zustimmten, dass die Brennstoffzelle der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen wird. 62 Prozent gingen davon aus, dass der Batterieantrieb scheitern werde.”
    Wenn man den Sumpf trockenlegen will, fragt man also die Frösche?
    Diese “Manager aus der Autobranche” verdienen ihr reichliches Salär mit dem Verkauf konventioneller PKW und werden für jeden zeitlichen Aufschub einer Mobilitätswende intervenieren.
    Wasserstoff kommt – nur wann und wie?!?
    Mobiler Wasserstoff unter hohem Energieeinsatz hergestellt und mit 700bar zur Druckbetankung bereitgestellt? Wohl eher nicht. Es ist kein Geheimnis dass der Wirkungsgrad Well-to-Wheel eines H2-BSZ-Autos kaum die Hälfte eines batterielektrischen PKW erreicht – sprich doppelt so viel an Energie verbraucht für die gleiche Wegstrecke. Da nützt es auch nichts, wenn man EE-Strom zur Elektrolyse von H2 einsetzen würde (derzeit wird >90% des H2 aus fossilem Erdgas gewonnen) – denn es bliebe Verschwendung. Man könnte mit dem Elektroauto besser doppelt so weit fahren …
    Klappern gehört ganz sicher zum Handwerk. Aber ein wenig Realitätssinn sollte erhalten bleiben. H2 in stationären Anlagen zur Strom- und Wärmegewinnung? Wohl eher mit Zukunftsperspektive wie das BSZ-Auto.

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