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Beitrag von Sven Jösting

11. Juni 2015

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Tesla: Powerwall-Batterie sorgt für Hype

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Powerwall – die Tesla Home Battery (Quelle: Tesla)


Tesla (TSLA, US-$ 250,70) hat an der Börse viele Freunde in den Häusern von Großbanken und führenden Brokerhäusern. Dies drückt sich nicht nur im Kurs und gerade den starken Kurszuwächsen der vergangenen Wochen aus (über 20 % plus), sondern in vielen wohlgesinnten Kommentaren und Einstufungen. Parallel wird ebenso stark auf fallende Kurse gesetzt, wenn man die Zahl der leer verkaufen Aktien (Short-Interest) sieht, die um 24 Mio. Aktien pendelt – bei ca. 95 Mio. Aktien, die frei handelbar sind (ausstehend etwa 124 Mio. Aktien).
Jüngst sorgte die Ankündigung einer neuen leistungsfähigen Batterie mit dem Namen PowerWall für Aufsehen und stark steigende Kurse. Diese Batterie soll in Privathäusern als Speicher von Solarenergie zum Einsatz kommen und ab US-$ 3.500 erhältlich (7 kWh) sein. Nachrichtendienste wie Bloomberg haben die Interessenbekundungen via Internet für diese Batterie bereits mit potentiellen Aufträgen von über US-$ 800 Mio. gleichgesetzt. Und hier fängt meine Skepsis an: Mittels eines Buttons auf der Website kann man sich über die Batterie informieren lassen, auch zum Ausdruck bringen, dass man diese zu kaufen interessiert sei, wenn sie denn geliefert wird. Das ist meines Erachtens aber noch keine Auftragsbestätigung, sondern nur eine Interessenbekundung. Bei einer Anzahlung würde ich dies anders sehen. Solche medialen Hypes geben meiner Meinung nach Anlass zu Skepsis. Kürzlich begannen zudem kritische Diskussionen, wonach Tesla vor allem dank hoher Subventionen und Zuschüssen bis zu US-$ 4,9 Mrd. vom amerikanischen Steuerzahler bereits erhalten hat beziehungsweise zukünftig erhalten wird (für Batteriefabrik in Nevada), was die Unternehmenszahlen damit auch in einem anderen Blickwinkel erscheinen lassen
Zu den Zahlen: Die Verluste weiten sich aus. Minus US-$ 154,2 Mio. im ersten Quartal 2015 (= minus 1,22/Aktie). Der Umsatz erhöhte sich auf US-$ 939,9 Mio. Die Zahl der verkauften Pkw stieg um beachtliche 55 % auf über 10.045 Einheiten. Die Liquidität verringerte sich im Quartal von US-$ 1,9 Mrd. auf 1,5 Mrd. Man bedenke: Die Gigafactory für die Produktion der Batterien soll US-$ 5 Mrd. kosten, wovon Tesla einen großen eigenen Beitrag zu leisten hat. Parallel werden die Ertragsschätzungen von über 20 Analysten meist großer Investmentbanken laufend reduziert: Die Prognosen reichen nun von einem knapp ausgeglichenen Ergebnis bis hin zu einem Verlust von US-$ 3,00/Aktie für 2015. Es ist eine Tendenz auszumachen, dass man die vom Unternehmen selbst gesteckten Absatzziele als Hauptargument für die Aktie benennt und manche Unternehmenszahlen eher in den Hintergrund für eine Bewertung schiebt. Man sollte auch nicht übersehen, dass Tesla u. a. via Wandelanleihen über US-$ 3 Mrd. an Schulden aufgebaut hat. Meines Erachtens wird es hier über kurz oder lang auch zu weiteren Kapitalerhöhungen (Secondaries) kommen, wie auch die Wandlung von Wandelanleihen (Fremdkapital in Eigenkapital) denkbar ist. Beide Aktivitäten führen dann logischerweise zu einer Erhöhung der Anzahl ausstehender Aktien (dilution = Verwässerung). Die aktuelle Börsenbewertung hat die von der Wall Street erwarteten Entwicklungen bereits vorweggenommen.
Mein Fazit: Es stellen sich mir viele Fragen bezüglich der Unternehmensbewertung (über US-$ 30 Mrd.) und der Interpretation mancher Kennzahlen. Der Hype um die neue Batterie und die parallel stark gestiegene Unternehmensbewertung um über US-$ 6 Mrd. ändern nichts an meiner Einschätzung, dass das Unternehmen a) immer mehr Konkurrenz erhalten wird (BZ-Hybrid/Hybrid-Plug-in, eCars anderer Hersteller u. a.) und b) die Erwartungen an die Batteriesparte sich erst noch beweisen müssen, da auch in diesem Segment große Konkurrenz herrscht und die erwarteten Absatzzahlen erst dann ernst zu nehmen sind, wenn konkrete Aufträge – nicht nur „Absichtserklärungen“ – vorliegen. Dass die Aktie weiter zulegen könnte, liegt meines Erachtens weniger an den Absatzzahlen und neuen Produkteinführungen, sondern an der hohen Zahl leer verkaufter Aktien, die via Squeeze unter Druck zur Eindeckung (Rückkauf via Börse) geraten könnten. Dann haben wir im Extremfall auch Kurse, die wesentlich über den aktuellen notieren – wohl aber nur kurze Zeit. Mittelfristig (in 2 bis 3 Jahren) erwarte ich unverändert erheblich niedrigere Notierungen.
PS: Dass Tesla an dieser Stelle erwähnt und kommuniziert wird, hat damit zu tun, dass es eine gewisse Konkurrenz im Bereich der E-Mobility gibt, die immer mehr zunimmt und die reine Batterielösung einer Kombinationsform (Plug-in-Hybrid u. a. mit BZ/H2) nachstellt. Zudem geht es um die Speicherung von Energie, wo eine Batterie eine Konkurrenzform des Speichermediums Wasserstoff ist. Hier sind wir an einem sogenannten Tipping-Point angekommen, wo die Entwicklung von Prototypen, Testserien u. a. nun in die Markteinführung im großen Stil geht und weltweit erfolgt, was die BZ- und H2-Community durchaus etwas angeht.
Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und MidCaps, d. h. es handelt sich nicht um Standardwerte und auch deren Volatilität ist wesentlich höher als diese. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar.
Autor: Sven Jösting

4 Kommentare

  1. DanielB

    Danke für diesen ausführlichen Beitrag und ehrlich gesagt kann ich den Hype wenig verstehen. Schon vor knapp zwei Jahren wurde ich gefragt, was in den kommenden Jahren denn ein Trend in der Elektromobilität sein würde. Dabei habe ich klar gesagt, dass vor allem ab 2015 der Batteriespeicher großes Interesse bekommen wird und wir bis etwa 2017/2018 dahingehend einen Schwerpunkt setzen, auch im Zusammehang mit Vehicle2Grid.
    Gerade deshalb finde ich es etwas amüsant, wie in der Community Daimler belächelt wird. Scheinbar sehen viele es so, dass jetzt unbedingt auch andere Automobilhersteller nachziehen müssen und irgendwas auf den Markt werfen. Fakt ist: Die Hersteller arbeiten schon länger daran und Batteriespeichertechnologie, ob stationär oder mobil, ist keine Technologie die Tesla erfand. Sie existiert schon länger und gerade im stationären Bereich fand sie schon vor zwei Jahren entsprechenden Anklang.
    Lassen wir uns also mal überraschen, wie gut die Tesla-Batterie ankommen wird und auch die der anderen Hersteller. Ich möchte aber mit diesem Kommentar keinesfalls Tesla herabwerten und wie sie das Produkt auf den Markt bringen. Viel eher einmal verdeutlichen, dass man den Markt genau kennen muss und viele Dinge schon länger vorausgesagt wurden.

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  2. Alexander

    Kann mich Carl nur anschließen: Absolut toll recherchierter und kritisch reflektierter Beitrag! Von dieser Sorte gibt es meiner Meinung nach viel zu wenige. Macht wirklich Lust auf das Weiterlesen und bis zum Schluss wird man nicht enttäuscht.

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  3. Carl

    Besten Dank für die differenzierte und übersichtliche Darstellung.
    Solchen Journalismus mag ich gern.

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