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Beitrag von Sven Jösting

9. Juni 2015

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Plug Power: Der Stoff, aus dem die Träume sind

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Der NASDAQ-Tower mit Plug-Power-Werbung (Quelle: Plug Power)


Die Zahlen von Plug Power (PLUG, US-$ 2,74) für das erste Quartal 2015 fielen – auf den ersten Blick – enttäuschend aus: US-$ 11,1 Mio. Verlust bei US-$ 9,4 Mio. Umsatz (+ 69 % gegenüber dem Vorjahresquartal). Indes hat das Unternehmen bereits über US-$ 160 Mio. (US-$ 46 Mio. im 1. Quartal) an Auftragsbestand generieren können (Ziel für dieses Jahr: US-$ 200 Mio.). 265 GenDrive-Systeme wurden bilanziert, weitere 419 von der Abrechnung her ins zweite Quartal geschoben. Eine H2-Tankstelle wurde abgerechnet, sieben sollen im zweiten Quartal ihre Tätigkeit aufnehmen (2014: 10 H2-Tankstelleninstallationen, 2015 sollen es mehr als 15 werden). Der Umsatz – so das Unternehmen – soll schon jetzt – so der Vorstand in der Telefonkonferenz – US-$ 90 Mio. für 2015 erreichen (Ziel: US-$ 100 Mio.) und das jährliche Wachstumsziel von 40 bis 50 % untermauern. So stieg die Aktie auch am Tag der Veröffentlichung trotz der vermeintlich „schlechten“ Quartalszahlen mit hohem Volumen stark an, was eindeutig als ein sehr gutes Zeichen zu werten ist.
Interessanterweise sind einige Großanleger (Fonds) aktiv auf der Käuferseite auszumachen und erhöhen peu à peu ihre Beteiligung an Plug (aktuelle Filings/Bekanntmachungen). Kürzlich führte das Unternehmen eine amerikaweite Roadshow (Präsentationsreise) durch, um auf die Potentiale des Unternehmens aufmerksam zu machen und natürlich neue Anleger für die eigene Aktie zu gewinnen. Meines Erachtens wird der Vorstand die gerüchteweise zu hörenden neuen Großkunden (genannt werden Home Depot, Nike, u. v. a.) nach Abschluss der Investorenreise bekannt geben. Man habe viel in den Auf- und Ausbau des Unternehmens vor allem im ersten Quartal dieses Jahres investiert (deshalb auch der hohe Verlustausweis und über US-$ 10 Mio. weniger Liquidität). Plug hat aber immer noch über US-$ 130 Mio. an Barmitteln auf dem Konto.
Das Produktmodell GenDrive ist als Drop-in-Power-Solution zu sehen. Es werden drei Produktplattformen mit 70 Einzellösungen angeboten. Der Umbau (Batterie raus und BZ-System/H2-Tank rein) soll für alle gängigen Gabelstapler der führenden weltweiten Anbieter möglich sein. Eine Batterie lässt erfahrungsgemäß einen Einsatz von fünf bis sechs Stunden zu und muss dann bis zu acht Stunden neu geladen werden. Allein der Austausch der Batterie dauert – so die genannten Zahlen – durchschnittlich 15 Minuten. Bei drei Schichten am Tag sprechen wir von 45 Minuten Zeitverlust. Die Betankung mit Wasserstoff indes dauert in der Bestzeit nur zwei Minuten und verläuft wie beim Tanken eines Pkw. Zudem entfällt der Platzbedarf für die Lagerung der Batterien wie auch die Entsorgungsproblematik.
Plug hat bereits Kunden wie Walmart, die über 100 Standorte (Logistikzentren) verfügen, die etappenweise umgerüstet werden sollen. Kürzlich kam zudem ein Folgeauftrag von Walmart Canada rein. Ein weiterer Big-Box-Kunde (Home Depot?) mit ebenfalls über 100 Standorten soll bereits gewonnen worden sein wie auch ein großer Schuhkonzern (gerüchteweise Nike). Positiv zu werten: Bestehende Kunden erteilen zu über 90 % Folgeaufträge, was als Bestätigung des Geschäftsmodells zu werten ist. Man bedenke: Wenn nur alle schon vorhandenen Kunden ihre gesamten Logistikzentren auf H2 bzw. Brennstoffzellen umrüsten würden, stünde dies für ein Auftragspotential von mehreren hundert Millionen US-$. Und: Aufträge für zwei kleinere Unternehmen und deren Logistikzentren zeigen, dass das Plug-Geschäftsmodell auch nach unten hin gut skalierbar ist beziehungsweise sich für Plug rechnet (= massive Vergrößerung der Basis potentieller Kunden).
Mein Fazit: Das laufende zweite Quartal (30.6.) müsste den Durchbruch bringen, da man von über US-$ 25 Mio. Umsatz ausgeht. Laut Aussage des Vorstandes werden im ersten Halbjahr 40 % der für 2015 zu erwartenden Umsätze generiert. Das wären also US-$ 40 Mio. von insgesamt US-$ 100 Mio. Die Veröffentlichung könnte frühestens im Juli erfolgen (nach Abschluss des 2. Quartals), garantiert aber im August. Die Spekulation auf ein sehr starkes Quartal (als Basis der folgenden) ist einer der Gründe für die Erwartung einer substantiellen Höherbewertung des Unternehmens an der Börse, wie aber auch der Eingang von Aufträgen und der Neuabschluss mit namhaften Großunternehmen. Zudem sind immer noch über 30 Mio. Aktien „leer verkauft“ worden, die bei steigenden Kursen eventuell zum Rückkauf führen könnten, also zusätzliches Potential darstellen (Squeeze?). Die erfolgte Roadshow wie auch Präsentationen und Treffen mit Analysten namhafter Investmentbanken lassen positive Einschätzungen und Analysen erwarten. Es handelt sich sicherlich um ein spekulatives Unternehmen, aber das Geschäftsmodell hat bereits den Beweis angetreten, dass es erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn man die Auftragseingänge betrachtet. Die Gewinnmarge soll erheblich steigen, was unter anderem am Verkauf des Wasserstoffes und der Produktion als permanente Umsatz- und Ertragsgrundlage liegt. US-$ 400 bis 500 Mio. Jahresumsatz als Ziel der kommenden fünf Jahre klingt sehr sportlich, lässt sich aber bei der permanenten Ausdehnung der umzurüstenden Standorte gerade auch von Großkunden wie Walmart (über 100 Logistikzentren) als plausibel annehmen.
Air Liquide
Interessant am Rande: Benoit Potier, der Vorstandsvorsitzende von Air Liquide (Partner von Plug Power in Europa ref. Gabelstapler), gab der FAZ am 4.5.2015 ein sehr umfangreiches Interview, in dem er auf die enormen Potentiale aufmerksam machte, die im „grünen“ Wasserstoff (via regenerativer Energien) liegen. Air Liquide hat kürzlich eine Anlage in Dormagen in Betrieb genommen, die geplante und erwartete H2-Tankstellen beliefern soll. Wasserstoff für Gabelstapler sowie Material-Handling-Geräte sei schon heute wettbewerbsfähig und der Batterie klar überlegen, so die Aussage des Air-Liquide-Vorstandes. Dies ist auch ein klares Votum für das Geschäftsmodell von Plug Power.
Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und MidCaps, d. h. es handelt sich nicht um Standardwerte und auch deren Volatilität ist wesentlich höher als diese. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar.
Autor: Sven Jösting

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