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Beitrag von Sven Geitmann

15. September 2014

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Das wird Folgen haben

Georg-Menzen

Dr. Menzen übte harsche Kritik an deutschen Firmen.


Eine derzeit viel diskutierte Frage in der Energiebranche ist, ob und – wenn ja – wie Wasserstoff als Energiespeicher einen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Dieses Thema bewegt nicht nur in Deutschland die Gemüter, auch die Franzosen denken über ein derartiges Industriemodell nach. Und genau vor diesem Hintergrund diskutierten am 24. Juni 2014 etwa 180 Wirtschaftsvertreter mit Politikern in der Französischen Botschaft in Berlin über „Wunsch und Wirklichkeit“. Dabei ging es insbesondere um die Frage, ob es ein Geschäftsmodell für Wasserstoffspeicherung im Zuge der Energiewende gibt.
Obwohl Deutschland europaweit vielfach als Vorreiter in Sachen Wasserstoff angesehen wird, sind andere Nationen nicht gänzlich untätig. In Frankreich werden ebenfalls zahlreiche Projekte zur Erprobung dieser Technologie durchgeführt, wie Luc Bodineau von der französischen Agentur für Umwelt und Energie (ADEME) gleich zu Beginn der Veranstaltung, die vom Deutsch-französischen Büro für erneuerbare Energien (DFBEE) sowie der Französischen Botschaft organisiert worden war, ausführlich darlegte. Der Referent für Wasserstoff und Brennstoffzellen berichtete unter anderem über das NavHybus-Projekt, bei dem eine Fähre mit einem Batterie-Brennstoffzellen-Hybridsystem ausgestattet wird und ab Januar 2015 getestet werden soll. Weiter verwies er auf Grhyd (s. HZwei-Heft Jan. 2013), auf Hytrac, in dessen Rahmen Baustellenfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb (> 100 kW) ausgestattet werden, sowie auf das Epilog-Project, bei dem grenzüberschreitend stationäre BZ-Heizgeräte von Viessmann auch in Frankreich erprobt und ab 2015/16 auch kommerzialisiert werden sollen.
Demgegenüber berichtete Dr. Georg Menzen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) über hiesige Aktivitäten und betonte: „Wir müssen europaweit eine H2-Infrastruktur installieren. Wenn das alles ausschließlich eine deutsche Maßnahme sein sollte, ist es schon heute zum Scheitern verurteilt.“
Angesprochen auf die deutsche Förderpolitik im Erneuerbare-Energien-Sektor räumte er ein: „Bei der Photovoltaik sind jede Menge Fehler gemacht worden.“ Gleichzeitig stimmte er zu, dass derartige Fehler nicht wiederholt werden dürften und übte „Kritik an den deutschen Unternehmen“, die derzeit ihr mit hiesigen Fördermitteln erlangtes Know-how an asiatische Unternehmen weitergeben. Menzen sagte: „Wir sehen das mit großer Kritik, was da im Brennstoffzellensektor passiert. Das wird Folgen haben für die Technologieförderung in Deutschland.“ Konkret beanstandete er, dass einige dieser Firmen mit Unternehmen aus Asien oder den USA kooperieren und nicht mit solchen aus Europa.
Resümierend stellten die Veranstalter fest, dass die technologischen Voraussetzungen gegeben seien, damit Wasserstoff einen Beitrag zur Versorgungssicherheit beitragen kann, auch wenn in Kürze kein technologischer Durchbruch zu erwarten ist. Es müsse vielmehr die Tatsache akzeptiert werden, dass zunächst ein Ausbau der Infrastruktur erforderlich sei, der sich jedoch zu Beginn nicht rentieren werde. Ein wichtiges Signal sei allerdings, dass Deutschland den anderen Mitgliedsstaaten der EU seine Hilfe beim Ausbau der Wasserstoffenergie angeboten hat, damit Wasserstoff zur Dezentralisierung der Energiesysteme beitragen kann. Um allerdings dem Wasserstoff zum Durchbruch zu verhelfen, bedarf es staatlicher Förderung sowie der Einführung eines Steuersystems zugunsten der zwingend erforderlichen Energiespeicherung.
Entwicklungsplan für Frankreich
In einer von der französischen Regierung unterstützten Initiative zahlreicher Industrieunternehmen war im vergangenen Jahr eine Studie angefertigt worden, in der es um den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Frankreich ging. Das Konsortium Mobility Hydrogen France, dem auf Initiative des französischen Wasserstoffverbands (L’Association Française pour l’Hydrogène et les Piles à Combustible AFHyPaC) insgesamt 20 Gründungsmitglieder beitraten, fertigte dafür einen Entwicklungsplan an, um in den Jahren von 2015 bis 2030 eine Betankungsinfrastruktur zu installieren. Die Initiative orientiert sich am Beispiel der deutschen H2Mobility sowie der britischen UKH2Mobility. In Frankreich zählen beispielsweise Unternehmen wie Air Liquide, CETH2, Michelin, McPhy sowie PHyRENEES dazu. Gemeinsam präsentierten sie im Dezember 2013 ihren Entwicklungsplan, der seit Mai 2014 in einer deutschen Übersetzung vorliegt, die während der Konferenz in der Französischen Botschaft verteilt wurde.

1 Kommentar

  1. Hans Sandlass

    Ich kann das nicht mehr hören, dass erst die Infrastruktur aufgebaut sein muß, bevor Wasserstoff als Speicher wirksam werden kann. Da wird sogar behauptet, in 20 – 30 Jahren könnten Wasserstoffspeicher u.U. sinnvoll sein.
    Man muß sich die Praxis ansehen. Da gibt es große Windpparks die laufend abgeschaltet werden, weil das Netz die Leistung nicht aufnehmen kann. Wir haben in Untersuchungen für Mecklenburg-Vorpommern und für Brandenburg nachgewiesen, dass da vor Ort aufgebaute H2-Speicher das effektivste ist, was man tun kann. Aber leider hat das bisher die Politik nicht interessiert und die Windmüller werden nicht gefordert. Ein Glück, dass wenigstens RH2 ein derartiges Muster geschaffen hat.
    Positiver Nebeneffekt: Die Summe dieser Speicher ergeben einen hoch effektiven virtuellen Speicher und jeder Einzelne liefert Wasserstoff als Kraftstoff. Das würde dem Aufbau der Infrastruktur wohl sehr gut tun.

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