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Beitrag von Sven Geitmann

18. April 2011

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„Frühe“ Märkte

Warum heißen die „Frühen Märkte“ im Brennstoffzellensektor eigentlich „Frühe Märkte“? Man dürfte meinen, das liegt daran, dass damit die Bereiche bezeichnet werden, in denen Brennstoffzellen als Erstes kommerziell angeboten werden. Wie wir wissen, zählen der Automobilsektor sowie der Hausenergiesektor eher zu den „späten Märkten“ (Einige Beobachter der Szene behaupten ketzerisch, dieser Zeitpunkt läge immer fünf Jahre in der Zukunft – so war es auch schon 1999 und 2005.).
Die so genannten „Frühen Märkte“ sind also – anders als der Auto- oder der Heizungsmarkt – keine Massenmärkte, sondern so genannte „Nischenmärkte“. Nischenmärkte sind die eher kleineren Marktsegmente, in denen es nicht so sehr auf den Preis ankommt, sondern vielmehr auf den Mehrwert, den die neue Technik zu bieten hat. Das Kostensenkungspotential ist hier aufgrund der niedrigen Stückzahlen arg begrenzt, so dass vorrangig exklusive Märkte bedient werden, wie zum Beispiel Yachten, Camping und Notstromversorgung.
Schauen wir uns heute diese potentiellen „Frühen Märkte“ etwas näher an, kommen wir nicht umhin festzustellen, dass da – außer im Bereich der Reisemobile – immer noch tote Hose herrscht. Daraus ergibt sich das Problem, dass wir zwar seit Jahren über diese „Frühen Märkte“ sprechen, dass aber das Stadium „früh“ schon längst überschritten ist.
Machen wir uns doch nichts vor: Die Brennstoffzellentechnik kommt auch bei ihrem zweiten Frühling nicht aus den Pötten. Ihre Geburtsstunde liegt schon über 170 Jahre zurück, und seit nunmehr über zwölf Jahren reden wir uns ein, dass in fünf Jahren endlich der Durchbruch käme. Daraus folgt, dass wir jetzt schon sieben Jahre über die Zeit sind. Selbst wenn also auf der diesjährigen Hannover Messe plötzlich der Markteinstieg ausgerufen und Tausende Brennstoffzellen vom Himmel fallen würden, wäre das nun wirklich nicht mehr „früh“.
Wir sollten daher ehrlich genug sein und nicht länger von „Frühen Märkten“ sprechen. „Spezielle Märkte“, so kann man diesen Bereich nennen, denn er bietet in vielen speziellen Marktnischen viele spezielle Lösungsmöglichkeiten. Insbesondere der USV-Bereich (s. HZwei April-Heft, S. 14) verfügt durchaus über das Potential, schon bald aus dem Entwicklungs-, Versuchs- und Marktvorbereitungsstadium in das Markteinstiegsstadium wechseln zu können.
Der VDI hat in seiner Studie (s. S. 12) gangbare Wege in den Markt aufgezeigt. Wir täten also gut daran, schleunigst einige dieser Empfehlungen aufzugreifen und über geeignete Schritte zu diskutieren, denn erfahrungsgemäß dauert die Umsetzung dieser Ideen in die Praxis noch lang genug. Jetzt ist es allerhöchste Zeit, dass wir endlich die Markteinführung in Angriff nehmen.
Passend dazu konstatierte Dr. Klaus Bonhoff von der NOW GmbH im HZwei-Interview (s. S. 30): „Allein aus dem unternehmerischen Alltag heraus, wird die Technologie bis auf wenige Ausnahmen den Markt nicht erobern können.“ […] „Klar ist […], dass es flankierender Maßnahmen zur Markteinführung bedarf.“
Bildhaft gesprochen stehen wir heute an einer Kreuzung ohne Wegweiser. Wir stehen da und warten. Anstatt nur zu warten, sollten wir jetzt zumindest mal anfangen, uns über den einzuschlagenden Weg zu unterhalten oder aber nach der richtigen Richtung zu fragen. Fit genug für die Reise sind wir, schließlich haben wir in den vergangenen Jahren ausreichend Erfahrungen getankt. Es ist schon viel zu viel Zeit verstrichen, um weiterhin nur darüber nachzusinnen, ob unser Tank denn voll genug ist. Jetzt ist es an der Zeit, sich endlich über die Richtung zu verständigen und loszumarschieren. Man kann ja auf dem weiteren Weg zwischenzeitlich immer noch Boxenstopps einlegen und mal nachtanken.
Dies ist das HZwei-Editorial der April-Ausgabe. Weiterführende Hintergrund-Informationen über “spezielle Märkte”, “unterbrechungsfreie Stromversorgung”, die genannte VDI-Studie sowie das Bonhoff-Interview finden Sie im aktuellen Heft.

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  1. electrive.net » Buick Envision, Citroën DS5, Essent, Smiles, Renault. - [...] Fach-Blogger Sven Geitmann kommt zu dem Ergebnis, dass – außer im Bereich der Reisemobile – “immer noch tote Hose…

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