Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

6. April 2011

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Lithium-Polymer-Akku von DBM Energy besteht Tests

Mirko Hannemann darf sich rehabilitiert fühlen. Der Geschäftsführer von DBM Energy, der im Oktober 2010 mit seiner Weltrekordfahrt über 600 km für Furore gesorgt hatte (s. HZwei Jan. & Apr. 2011), präsentierte auf der Hannover Messe den Nachbau seines lekker Mobil (Audi A2) auf dem Stand des Bundeswirtschaftsministeriums. In den vorherigen Wochen hatten sowohl die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) als auch die DEKRA die Kolibri-Batterie des Berliner Unternehmens und auch deren Fahrzeug getestet, nachdem unmittelbar nach der Rekordfahrt Kritik an der Informationspolitik von DBM laut geworden war. Als das Demonstrationsfahrzeug kurz vorm Jahresende 2010 bei einem Brand in einer historischen Lagerhalle beschädigt wurde, häuften sich in den Medien die Mutmaßungen über angebliche zwielichtige Machenschaften, die aus heutiger Sicht jedoch nicht bestätigt werden konnten. Insbesondere von Seiten des ADAC hatte es eine überaus skeptische Berichterstattung gegeben. Einige Annahmen eines motorwelt-Redakteurs können aus heutiger Sicht jedoch als Fehleinschätzungen beziehungsweise schlecht recherchierte Ungenauigkeiten eingeordnet werden.
Mitte Januar 2011 übergab DBM einige Lithium-Polymer-Akkus zu Testzwecken an Prof. Dr. Volkmar Schröder, Leiter der Fachgruppe II.1 „Gase, Gasanlagen“ bei der BAM, der diese sogenannten Kolibri-AlphaPolymer-Batterien gemäß dem „UN-Prüfhandbuch zur Beförderung gefährlicher Güter“ mehrere Wochen auf Sicherheit überprüfte. Gemäß einer DBM-Meldung vom 1. April 2011 ergaben diese Untersuchungen, dass die „Kolibri-Technologie die erforderlichen Sicherheitsstandards zu Luft, Land und Wasser erfüllt.“ Weiter heißt es: „Die Zellen der DBM Energy haben alle diese Prüfungen (extreme Klima- und Luftdruckschwankungen, elektrische Kurzschlüsse, Überladung oder Falschpolung sowie starke mechanische Einflüsse wie Schwingungen, Stoß und Aufprall) bestanden.“ Bei den zusätzlich durchgeführten Unterfeuerungsversuchen zeigte sich die Batterie als explosionssicher und nicht brandbeschleunigend, so dass Schröder konstatierte, die Batterie „erfüllt voll die Sicherheitserfordernisse.” In einem Video, das auf der Website des Bundeswirtschaftsministeriums zu finden ist (www.ikt-em.de), können alle Tests sowie deren Ergebnisse eingesehen werden. Prof. Schröder äußert sich darin mit den Worten: „Die bisherigen Prüfungen sind alle positiv verlaufen.“
Zusätzlich wurde Mitte März 2011 eine nachgebaute Version des Rekordautos, das im Vergleich zur damaligen 600-km-Fahrt mit einer kleiner dimensionierten Batterie ausgestattet war, ans DEKRA-Prüfzentrum nach Klettwitz geliefert. Auf dem dortigen Rollenprüfstand bewältigte das 1.340 kg schwere Fahrzeug einen Reichweitentest gemäß Prüfnorm ECE-R 101 2000, einer Regelung zur Messung der elektrischen Reichweite mit Elektroantrieb betriebener Fahrzeuge. Auf Nachfrage der HZwei-Redaktion erklärte die DEKRA, dass „der Test erfolgreich verlaufen ist.“ Die erreichte Fahrstrecke lag mit der 63 kWh fassenden Batterie bei 454,8 Kilometern. Mit einem Energiegehalt des Originalmodells (98,8 kWh) wären rein rechnerisch 714 km realisierbar gewesen. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums verfügt der umgebaute Audi A2 (Baujahr: 2004) mit 5-Gang-Halbautomatik über eine Leistung von 22 kW und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h. Die Batterie weist einen Einsatzbereich von -20 bis +60 °C auf, die BAM testete über eine Temperaturspanne von -40 bis +75 °C.
Die in der Batterie eingesetzten Zellen basieren auf einer im Jahr 2005 entwickelte spezielle chemische Zusammensetzung, die über einen äußerst niedrigen Elektrolytanteil verfügt. Die Batterie wird somit zu den Feststoffspeichern gezählt. Hannemann erklärte gegenüber HZwei: „Wir haben Zellen, die laufen seit 2005, das entspricht weit über 5.000 Zyklen, ohne dass sie wesentliche Ermüdungs- oder Alterungserscheinungen aufweisen.“ Außerdem betonte der Jung-Unternehmer, dass das Thema Elektromobilität lediglich einen kleinen Teil der Aktivitäten von DBM ausmache, der Schwerpunkt der Tätigkeiten liege bei Kraftwerksspeichern (Großbatterien zur Stromspeicherung und fürs Lastmanagement).
DBM, das als Kleinunternehmen mit rund einem Dutzend festangestellten Mitarbeitern von dem plötzlichen medialen Interesse geradezu überrollt worden war, befindet sich derzeit in einer Phase der Neuausrichtung. Dafür wurde gerade eine übergeordnete Holding, die Kolibri Power Systems AG, gegründet. Neben der Entwicklungsgesellschaft DBM zählen auch Produktionsunternehmen zur Holding, in denen über 200 Mitarbeiter mit der Zellfertigung beschäftigt sind. Dem DBM-Geschäftsführer Mirko Hannemann steht seit März 2011 Thomas Röser als Chief Operating Officer zur Seite, der sich insbesondere um die Außendarstellung des 2009 gegründeten Unternehmens kümmert.

6 Kommentare

  1. Höhndorf

    Liebe Leute,
    die offenbar verbesserte Batterietechnik ist ein Schritt in die richtige Richtung, der nächste Schritt muß die Abschaffung oder Reduzierung aller Batteriesysteme sein oder werden, um der ‘Onboard-Energiewandlung’ Raum zu geben, wobei Batterien – ebenfalls nur in der Übergangszeut – noch zu Pufferzwecken – im mobilen Einsatz zur Beschleunigung – benötigt werden.
    ‘Freie-Energie’ ist in der Natur seit Ewigkeiten praktisch kostenlos überall verfügbar und kann wie in jedem Taifun, Hurrikan, Tornado intelligent genutzt werden. S.a. : http://www.evert.de
    Natürlich werden sich die ‘Monopole’ noch ein Weilchen zu wehren versuchen, doch wenn,
    wie in anderen Bereichen auch, die Menschheit insgesamt ‘aufwacht’, wird die kulturelle
    und spirituelle Entwicklung nicht mehr aufzuhalten sein !
    FG
    Reiner Höhndorf

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  2. tumatch

    Wenn eine Ratingagentur den USA Schwierigkeiten bei der Erhaltung ihres Triples + Status bescheinigt (was zugegebener Maßen von den Republikaner gesteuert sein kann, nichtsdestotrotz aber lange überfällig ist), kann es so schlimm nicht werden. Mirko Hannemann ist inzwischen eine nationale Resource und wird sicher geschützt. Auch andere Reverse-Ingenieure können auf das kommen, was er entwickelt hat. Es ist nicht mehr aufzuhalten und ich freue mich schon auf die ersten Teslas mit Kolibri-Akku’s auf deutschen Strassen. Spätestens dann wacht Auto-Deutschland auf. Ist es nicht, trotz Japan, einfach bezaubern, wie sich plötzlich alles ineinander fügt und sich eine Zukunft anschickt zu springen? Ich wollte Deutschland tatsächlich schon verlassen. Jetzt bleibe ich und genieße.

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  3. John Canna

    Wenn es wirklich stimmt, was dort geschrieben wurde, wäre es endlich der Durchbruch für die Batterie-Technologie.
    600 km in einem kleinen VAN war immer meine minimal Forderung an ein E-Mobil.
    Das wurde jetzt (hoffentlich) bestätigt ?!
    Jetzt kann Deutschland mal wieder Geschichte machen…….

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  4. Andreas Müller

    Matthias Wissmann (Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)) weigert sich die Leistung von DBM auch nur zur Kenntniss zu nehmen – dies allein ist dazu geeignet der Technologie höchste Aufmerksamkeit zu schenken und zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist. Hermann Scheer zitiert in seinem (letzten) Buch “Der Energetische Imperativ” Mahatma Gandhi mit den Worten: “Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich, dann siegst du.” – so gesehen befindet sich die Reaktion des VDA im Bereich des Erwartbaren. Wiedereinmal haben wir in Deutschland einen tüchtigen Kopf, der ein Produkt entwickelt, das die Welt händeringend sucht – und wie reagieren die Inhaber der Bestandsstrukturen? Sie fürchten kleinlich um ihre Pfründe und wollen die Chancen nicht sehen!

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  5. Ulrich Vollmers

    Millionen von Fahrzeugen mit dieser Speichertechnologie und die Dezentralisierung der Stromgewinnung sind die Schlüsselthemen der Zukunft. Es wird so sein, dass die grauenvollen Ereignisse in Fukushima dazu führen, dass der vorübergehende Mangel an elektrischer Energie widersinnigerweise zur Abschaffung aller Atomkraftwerke führen wird und die erneuerbaren Energien einen unerhörten Zuwachs erleben werden. Deren Haupthindernis, die fehlende Speicherung, wird zu weiteren bisher unbekannten Lösungen führen. Und damit wird gleichzeitig die CO2- Problematik erledigt. Die Zukunft gehört der Elektromobilität und der dezentralen Stromversorgung. Industrie und Politik werden umschalten, und am “deutschen Wesen wird die Welt genesen.” Zudem: Atompolitik kann in einem Europa, das sich um die Krümmung der Gurken kümmert, keine nationale Angelegenheit mehr sein!

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  6. Paasche, Jörg

    Wer heir glaubt, es gehe nur um ein Batterieproblem, der erkennt die Tragweite dieser technischen Lösung und ihre Folgen nicht. Diese Batterie scheint es jedem möglich zu machen, sein Auto ohne Tankstelle, ohne hohe Wartungskosten und ohne Benzin oder Diesel zu betreiben, das heißt, die weltweit einzige Nation, deren Geld (Dollar) und damit ihre militärpolitische Macht von der Herrschaft über die Ölquellen abhängt, könnte zum Zaungast der weltwirtschaftlichen Entwicklung verkommen. Das Szenario, dies zu verhindern, wird greifen, wenn die deutschen Autoherrschaften begriffen haben, was hier abgeht und auf den abfahrenden Zug aufspringen wollen. Es ist abzusehen, daß es noch sehr massive und subversive Anktioen geben wird, die breite Anwendung dieser Batterieentwicklung zu verhindern und ich glaube in diesem globalen Machtspiel stellt ein Menschenleben kein Hindernis dar. Die Politiker in Deutschland scheinen die Tragweite überhaupt nicht zu sehen und ergehen sich in Personaldiskusiobmne und Klebstoff auf ihren Sesseln. Schöne deutsche Welt

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